MIPS möchte deutsche Baustellen sicherer machen

Das schwedische Unternehmen MIPS möchte den Kopfschutz von Arbeitern verbessern und deutsche Baustellen so sicherer machen. Der Hersteller hat eine reibungsarme Schale entwickelt, die im Inneren eines Helms eingebaut wird. Sie kann Rotationsbewegungen durch schräge Einwirkungen auf den Kopf, beispielsweise bei einem Sturz oder beim Aufprall eines Gegenstands auf den Kopf, reduzieren. Diese Rotationsbewegungen können das Gehirn verletzen. Das Hirnschutzsystem ist in Sporthelmen bereits fest etabliert.

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Insgesamt 103 Helmmarken nutzen die patentierte Technologie in rund 580 Modellen. Erhältlich ist sie außerdem für Industrieschutzhelme. Dass der Bedarf für Zusatzschutz groß ist, zeigt sich bei einem Blick in die Arbeitsunfallstatistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). 2018 wurden der DGUV 786 803 Arbeitsunfälle angezeigt. Nach Hand, Knie und Fuß steht der Kopf darin auf Platz vier der meistverletzten Körperteile. Ein besonderes Problem: Gehirnerschütterungen. Sie liegen bei fast 22 000 aller gemeldeten Unfälle vor. Kopfverletzungen sind zudem die Todesursache Nummer 1 bei Arbeitsunfällen. Besonders gefährdet für Unfälle sind Bauarbeiter. Fast 15 Prozent aller gemeldeten Arbeitsunfälle und sogar 31,9 Prozent der tödlichen Unfälle 2018 passierten auf Baustellen. Die große Mehrheit verletzte sich dort durch Aufprall, Zusammenstoß oder Kontakt mit einem Gegenstand.

Auch hier sind Kopfverletzungen ein großes Thema: Die BG BAU verzeichnete im Jahr 2017 fast 6 500 Arbeitsunfälle mit Kopfverletzungen und fordert sicherere Schutzhelme. MIPS hat eine reibungsarme Schale entwickelt. Sie reduziert Rotationsbewegungen, die sonst auf den Kopf übertragen würden, und kann Industrieschutzhelme so sicherer machen.

Rotationsbewegungen effektiv reduzieren

»Aus unserer Forschung wissen wir, dass unser Kopf bei einem Sturz in den meisten Fällen schräg auf den Boden aufschlägt. Gehirnerschütterungen sind typische Erscheinungen, die dabei auftreten können. Denn bei einem schrägen Aufprall kann es zu Rotationsbewegungen des Schädels kommen, bei denen das Hirngewebe reißen kann. Das Problem ist, dass herkömmliche Industrieschutzhelme meist nur vor Verletzungen wie Schädelbrüchen schützen, aber Rotationsbewegungen nicht ausreichend reduzieren«, erklärt Max Strandwitz, CEO von MIPS.


Unser Gehirn ist rund sechs bis sieben Mal anfälliger für Rotationsbewegungen als für lineare Einwirkungen. Die MIPS-Schale sorgt im Inneren des Helms dafür, dass der Kopf im Helm 10 bis 15 mm in jede Richtung gleiten kann. Das kann auf das Gehirn wirkende Rotationsbewegungen verringern, wie unabhängige Tests zeigen. Sporthelmhersteller wie Bell, Giro, Head, Specialized und Scott haben die Schale bereits in ihre Helme eingebaut. »Letztes Jahr hat die schwedische Schutzhelmmarke Guardio den ersten Industrieschutzhelm (EN 397) mit MIPS auf den Markt gebracht. Aktuell führen wir auch Gespräche mit verschiedenen anderen europäischen Schutzhelmherstellern«, sagt Max Strandwitz.

MIPS sieht großes Potenzial, die Branche sicherer zu machen. »In unserer Freizeit, etwa beim Radfahren oder Reiten, legen wir Wert auf sicheren Kopfschutz. Für Arbeiten mit hohem Risiko sollte der bestmögliche Helm daher auch ein Muss sein. Der Schutz vor Rotationsbewegungen sollte so selbstverständlich sein wie Airbags im Auto«, so Strandwitz weiter.   J

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