Arbeitssicherheit darf keine Kosmetik sein
Der Schriftsteller Hans Kasper hat gesagt, dass es besser sei, Deiche zu bauen, statt auf die Vernunft der nächsten Flut zu hoffen. Oder anders gesagt: Ja, Sicherheitsverordnungen, neue Richtlinien und Gefährdungsbeurteilungen sind zeit- und zuweilen auch nervenraubend – gerade dann, wenn der Vorarbeiter einem im Nacken sitzt oder einem die Zeit davonrennt. Wir wissen also sehr wohl, was Realität ist auf deutschen Baustellen. Wir wissen aber auch, was schwere Unfälle mit den Geschädigten und Angehörigen anrichtet. Um es auf den Punkt zu bringen: Lästig sind die Dinge immer so lange, bis sie auf einmal gebraucht werden. Als Fachmagazin für Bausicherheit haben wir uns – im Sinne von Hans Kasper – dem »Deichbau« verschrieben und stellen fest, dass sich die gefährlichsten Risse und Löcher langsam aber sicher schließen.
Der Spagat zwischen Theorie und Praxis
Die A+A in Düsseldorf gilt als wichtiger Treffpunkt der Branche und dient der bauSICHERHEIT gleichzeitig als Gratmesser für das kommende Jahr: Wir von der Redaktion haben neben zahlreichen Interview- und Veranstaltungsterminen vor allem viele Fragen im Gepäck. Unter anderem möchten wir wissen, was die Anwender in diesem Jahr besonders beschäftigt und wo sie sich von den Ausstellern mit ihren Neuentwicklungen tatsächlich abgeholt fühlen. Der internationalen Fachmesse muss nämlich einmal mehr der Spagat zwischen Theorie und Praxis gelingen, damit Arbeitsschutz für den Anwender auch tatsächlich greifbar bleibt. Zentrale Themen, die auch uns in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt haben, bleiben dabei neben immer effektiverer Höhen- und Absturzsicherung auch die Staubreduzierung am Bau, sinnvoller Hautschutz sowie Sicherheitslösungen für Baustellen, die das Arbeiten künftig noch sicherer machen.
Der Schutz vor Sonne, Staub und Hitze ist wichtig
Auf der Baustelle sind schattige Plätzchen für die Mittagspause genauso schwer zu finden wie staubfreie Arbeitskleidung oder klimatisierte Konferenzräume. Gerade die Arbeit im Freien hat zur Folge, dass Handwerker und Bauarbeiter intensiver UV-Strahlenbelastung ausgesetzt sind, zu viel feinen Baustaub einatmen oder ihren Körper durch Flüssigkeitsmangel an den Rand der Erschöpfung treiben. Alles in allem sind das aber Themen, denen man sich erst seit einigen Jahren bewusst widmet – auch wenn immer noch die Devise lautet: Auf dem Bau ist kein Platz für Zartbesaitete. Und tatsächlich bietet die Arbeit selten Raum für Quengelei: Der Baustellenalltag besteht aus körperlicher Schwerstarbeit und verlangt nach starken Nehmerqualitäten. Gleichwohl kann das kein Grund zur bewussten Gefährdung von Leib und Leben sein – insbesondere dann nicht, wenn es Angebote und Lösungen gibt, mit denen man sich problemlos vor Sonnenstrahlen, Staub oder Hitze schützen kann.
Am Ende ist immer der andere schuld
Absturzunfälle sind nicht die Ausnahme, sondern bitterer Alltag auf der Baustelle. Immer dann, wenn die Arbeit den Einsatz von Leitern oder Gerüsten erfordert, bedeutet das ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, das in manchen Fällen auch tödlich endet. Laut BG Bau machen Abstürze von Leitern und Gerüsten mehr als die Hälfte aller Absturzunfälle aus. Bei diesem Thema flammt verständlicherweise die Frage auf, wie man dem entgegenwirken kann und wer letztendlich die Verantwortung für das alles trägt. Verbände, Hersteller, Gesetzgeber und Anwender sind sich trotz häufiger Uneinigkeit zumindest dahingehend einig, dass jeder Unfall einer zu viel ist.
Die Impulse der »Bauma« sinnvoll nutzen
Die letzten Vorbereitungen sind getroffen: Sieben Tage lang wird die »Bauma« der »Herzschlag« der Baubranche sein. Gleichzeitig dient sie für die Baustellen-Sicherheit als Gradmesser der kommenden Jahre. Im Mittelpunkt stehen fulminante Messestände, Weltpremieren und spektakuläre Live-Shows – eben das, was die »Bauma« so besonders macht. Die Zeit auf der Messe wird erwartungsgemäß laut und bunt und soll auch aufzeigen, was es Neues im Bereich Baustellensicherheit gibt. Was in diesem Zusammenhang aber vielleicht noch viel wichtiger ist:
Was genau passiert eigentlich danach?
Richtiger Schutz vermeidet Fehlzeiten
Manche Dinge kommen ja wirklich überraschend: Preiserhöhungen bei der Bahn, das »Amen« in der Kirche oder Schnee im Winter. Letzterer hat sich in den vergangenen Wochen wirklich reichlich eingestellt – wir im Allgäu jedenfalls wissen, wovon die Rede ist. Während im Angesicht schierer Schneemassen und erhöhter Lawinengefahr uneinsichtige und venunftresistente Abenteuersportler in ihrer Freizeit sich und andere sinnlos in Gefahr bringen, riskieren andere durch tägliche Arbeit im Freien ihre Gesundheit. An sie richtet sich nicht nur der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe, sondern auch die BG Bau mit einer Warnung vor den »Gefahren durch Kälte, Nässe und glatte Flächen«. Auch das eine»Überraschung«, könnte man meinen – aber der Hintergrund ist durchaus ernst.