Hymer-Leichtmetallbau: Steigtechnik, die sich stetig weiterentwickelt

Moderne Steigtechnik zu entwickeln bedeutet, hohen Anforderungen gerecht zu werden. Und das nicht zuletzt deshalb, weil ein Höchstmaß an Sicherheit sowie die Einhaltung strenger Normen und Richtlinien gewährleistet sein müssen. Gleichzeitig gilt es, den Anwender zufriedenzustellen, der sich tagtäglich mit den Leitern, Podesten und Fahrgerüsten auseinandersetzt und genau weiß, was eine gute Steiglösung tatsächlich braucht. »Es gilt«, so Volker Jarosch, Geschäftsbereichsleitung Steigtechnik Serie bei Hymer-Leichtmetallbau, »das technische Know-how zu nutzen und mit der jahrelangen Erfahrung der Anwender zu verknüpfen.« Die Redaktion der bauSICHERHEIT war am Stammsitz der Hymer-Leichtmetallbau in Wangen im Allgäu zu Besuch und hat sich erklären lassen, worauf der Spezialist für Steigtechnik in Zukunft setzen will, wie er dem Thema Umweltbewusstsein begegnet und was genau es mit der sogenannten »HYMER-DNA« auf sich hat.

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Von: Dan Windhorst

Gute Leitern herzustellen ist das eine – sich aber immer wieder neu zu erfinden etwas vollkommen anderes. Gerade der deutsche Markt ist hart umkämpft und genießt über die europäischen Grenzen hinaus ein hohes Ansehen in Sachen Funktionalität, hochwertiger Verarbeitung und Innovationskraft. Was genau aber dahintersteckt, bleibt für den Steigtechnik-Nutzer in den meisten Fällen ein Geheimnis. Die bauSICHERHEIT war im Allgäu unterwegs und hat sich beim Steigtechnikspezialisten Hymer-Leichtmetallbau in Wangen einmal genauer umgeschaut, einem Unternehmen, das seit 1962 erfolgreich aktiv ist und klare Worte dafür findet, warum man dieses Vertrauen am Markt genießt – und wie man es halten will.

»Wir wollen für den Anwender greifbar sein«

Spricht man von der sogenannten »HYMER DNA«, dann ist das laut Volker Jarosch, Geschäftsbereichsleitung Steigtechnik Serie, in erster Linie die Kombination aus hoher Handwerkskunst, familiärem Miteinander und ein direkter Draht zum Kunden. »Das, was wir als Unternehmen verinnerlicht haben, ist die Tatsache, dass wir auf allen Ebenen greifbar sind: für die Anwender und Kunden, aber eben auch für unsere eigenen Mitarbeiter. Meine persönliche Erfahrung mit Hymer-Leichtmetallbau ist, dass die familiären Strukturen nicht mehr wegzudenken sind. Oder anders gesagt: Das, was uns stark gemacht hat, war der Zusammenhalt, war der persönliche Kontakt zueinander und die Identifikation mit einer Firma, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.«

Der Kontakt zum Kunden hat für den Steigtechnik-Experten aber auch einen pragmatischen Hintergrund – man bezieht den Anwender in die eigene Produktentwicklung mit ein. »Seien es Workshops oder Trainings: Wir nutzen diese Möglichkeit, um mit Anwendern über aktuelle Entwicklungen zu sprechen, hören uns deren Bedürfnisse an und diskutieren zum Beispiel über Änderungen von Vorschriften und Normen, die letztlich natürlich auch immer Auswirkungen auf unsere Produktentwicklung haben.« In diesem Zusammenhang spricht Volker Jarosch aber auch offen über Kritik: »Die ist mindestens genauso wichtig wie eine positive Rückmeldung. Wir lernen schließlich auch immer wieder dazu, und wer kann unsere Produkte am Ende besser beurteilen als derjenige, der sie tagtäglich auf der Baustelle nutzt?«

Eine weitere gute Gelegenheit, um »in den Markt hineinzuhören«, ist laut Volker Jarosch außerdem die enge Bindung der Außendienstmitarbeiter zu ihren Kunden. »Sie müssen wissen, da sind Kollegen mit dabei, die diesen Job seit mehr als 15 oder 20 Jahren machen und deshalb eng mit ihren Kunden verbunden sind. Da spricht man natürlich eine offene und direkte Sprache, was für uns bis heute eine wichtige Stütze ist.« Aber es muss auch in den eigenen Reihen funktionieren: Als Hersteller beschäftigt Hymer-Leichtmetallbau rund 520 Mitarbeiter – 342 davon allein am Standort Wangen. »Generell«, so Volker Jarosch, »ist es natürlich immer wichtig, eine Stimmung im Betrieb zu schaffen, die es erlaubt, die Identifikation mit der Firma auch wirklich zu leben. Die Leute stellen sich nicht einfach hin und halten jubelnd die Fahne in den Wind – da gehören Ehrlichkeit und jede Menge Vertrauen dazu, damit ein Unternehmen zu einem starken Team zusammenwächst.«

»Wir spüren im Markt eine stärkere Dynamik«

Mit einem Umsatz von 66,2 Mio. Euro (inklusive des Tochterunternehmens FarHym sind es sogar rund 80,6 Mio. Euro) konnte Hymer-Leichtmetallbau 2018 ein weiteres erfolgreiches Jahr verbuchen. Und obwohl das Geschäftsjahr 2019 noch nicht abgeschlossen ist, rechnet man für dieses ebenfalls mit starken Absatz- sowie Umsatzzahlen. Allerdings spüre man 2019 eine stärkere Dynamik, die sowohl Hochs als auch Tiefs mit sich bringe.

»Aktuell«, so Volker Jarosch, »horchen wir natürlich genau in den Markt. Es gibt unterschiedliche Prognosen für das kommende Jahr, da niemand so genau vorhersagen kann, wie sich der Markt konkret entwickelt. Aber gerade im Bauhandwerk und der Industrie sehen wir einen weiterhin positiven Trend. Wir gehen davon aus, dass wir das Bestandspotenzial halten können, und blicken daher etwas gelassener in die Glaskugel.« Insgesamt möchte das Unternehmen weiter wachsen und hat hierfür in den vergangenen Jahren kluge Investitionen getätigt. Eine der wohl wichtigsten davon war der Ausbau der Hallenfläche, um weitere Fertigungs- und Lagerkapazitäten zu schaffen. So bedarf zum Beispiel die gesonderte Geschäftsbereich »HYMER Project« ein großes Platzangebot, um auf Kundenwunsch zugeschnittene Steiglösungen zu fertigen.

Ein gestärktes Umweltbewusstsein

Ein Thema, das in den vergangenen Jahren immens an Strahlkraft dazugewonnen hat, ist der verantwortliche Umgang mit Ressourcen. Auch bei Hymer-Leichtmetallbau hat der Trend zu mehr Umweltbewusstsein für ein massives Umdenken gesorgt. »Gerade der Energieverbrauch konnte bei uns drastisch reduziert werden, und das, obwohl wir vorrangig mit Aluminium arbeiten – einem Material, das in der Verarbeitung sehr energieintensiv ist«, so Volker Jarosch. In diesem Zusammenhang nehme deshalb zum Beispiel auch das Thema Recycling eine tragende Rolle ein, da der Recyclinganteil bei Aluminium hoch ist.

»Wir achten außerdem darauf, dass der Verschnitt so gering wie möglich gehalten wird«, ergänzt Volker Jarosch. »Der Vorteil von Aluminium ist letztlich der, dass es mit einem weitaus geringeren Aufwand wieder in den Ressourcenkreislauf zurückkehren kann.« In diesem Zusammenhang verwies Volker Jarosch auch darauf, dass der Hersteller seit Jahren auf reparaturfreundliche Produkte setze, weshalb eine Leiter oder ein Fahrgerüst der Marke HYMER auch nach jahrelanger Nutzung immer wieder durch vorhandene Ersatzteile instandgesetzt werden könne. Auf diese Weise erhöhe sich die Nutzungsdauer merklich.


Neue Richtlinien bedeuten hohen Beratungsaufwand

Die Neufassung der Technischen Regeln für Betriebssicherheit »TRBS 21-21-2« (siehe Infokasten) hat viele Fragen aufgebracht – und das sowohl bei Anwendern als auch bei Herstellern, Unternehmern und Händlern. Generell hat es in den vergangenen Jahren zwei wichtige Veränderungen im Bereich der Normen und Vorschriften gegeben. »Neben der Neufassung der TRBS 21-21-2, die im Dezember 2018 herausgegeben wurde, waren das vor allem Änderungen in der Leiternorm DIN EN 131«, sagt Volker Jarosch.

Zwar sei die geänderte TRBS eine sehr beratungsintensive Neuerung für alle Beteiligten gewesen, noch größere Umschwünge habe es aber durch die aktualisierte Leiternorm gegeben. »Die weiterentwickelte Leiternorm hat zur Überprüfung und Adaptieren jedes einzelnen Produkts geführt, was einen weitaus größeren Aufwand für die Hersteller bedeutet hat, als das bei der Neufassung der TRBS der Fall ist.«

Dennoch, und dies bestätigte Volker Jarosch, biete die TRBS gehörigen Gesprächsstoff und auch -bedarf – gerade im Handwerkerbereich. »Die Neufassung der TRBS ist zwar schon seit fast einem Jahr auf den Weg gebracht. Trotzdem erweist sich dieses Thema nach wie vor als beratungsintensiv. Zwar weniger in den größeren Betrieben, dafür häufig bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, wo wir noch großen Aufklärungs- und Beratungsbedarf sehen.« Hymer-Leichtmetallbau hat eigenen Angaben zufolge bereits frühzeitig damit begonnen, seinen Kundenstamm hinsichtlich neuer Regelungen zu beraten.

Das Unternehmen ist zudem Mitglied in mehreren Normierungsgremien und hat daher detaillierte Kenntnisse zu den jeweils aktuellen Leiter- und Gerüstnormen sowie gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien – so auch im Fall der TRBS 21-21-2. »Wir müssen den Kunden häufig erst mal erklären, was genau es damit eigentlich auf sich hat, und zeigen auf, wie wir als Hersteller darauf reagiert haben.« Laut Volker Jarosch sei man bei Hymer-Leichtmetallbau dazu in der Lage gewesen, gelassen auf die Neufassung zu reagieren – insbesondere, weil man bereits zahlreiche Produkte am Markt habe, die TRBS-konform sind. »Mit vielen unserer Standardprodukte lässt sich ohnehin konform zur neuen TRBS arbeiten. Es kommt nur darauf an, wann und wie welche genutzt werden.«, so Michaela Weber, verantwortlich für das Marketing bei Hymer-Leichtmetallbau. »Auch wissen viele nicht, dass manchmal schon der Kauf eines Zubehörs reicht, um die vorhandene betriebliche Steigtechnik sicherer und TRBS-konform zu gestalten.« So sorge beispielsweise die Verwendung von TRBS-konformen Einhängetritten, Fußspitzen zum Arbeiten auf weichem Untergrund oder spezielle Dachrinnenhalter zur Fixierung der Leiter beim Aufstieg auf ein Dach für eine deutlich erhöhte Sicherheit und Ergonomie der Mitarbeiter. Weitere TRBS-konforme Produkte wie nachrüstbare Aufsteckstufen für Sprossenleitern und eine neue Holzstehleiter mit 80-mm-Stufen sollen das Angebot des Herstellers laut Michaela Weber in Kürze ergänzen.

In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass die Hersteller eng mit Instanzen wie der BG Bau zusammenarbeiten, um sinnvolle Möglichkeiten der Aufklärung der Anwender zu besprechen. »Uns liegt viel daran, pragmatische Lösungen zu finden, unser Wissen über den sicheren Umgang mit Steigtechnik an die Anwender weiterzugeben und hierbei auch in Zukunft eng mit den Berufsgenossenschaften zusammenzuarbeiten.« Dies wird dadurch begünstigt, dass sich ein Trend bei der jüngeren Generation abzeichne – auch und gerade in der Handwerkerbranche. »Diejenigen, die jetzt nachkommen, informieren sich auf vollkommen andere Weise. Sie sind viel in den sozialen Netzwerken unterwegs und nutzen andere Technologien, um sich neues Wissen anzueignen. Wir sehen darin eine Chance und glauben, dass sich die Anwender künftig noch besser erreichen lassen.«

Der Masterplan für das kommende Jahr steht

Neben neuen Produktentwicklungen, die sich derzeit in der Planungs-, Entwicklungs- sowie Erprobungsphase befinden, wird Hymer-Leichtmetallbau laut Volker Jarosch den Blick im kommenden Jahr vor allem auf seine Stufenprodukte richten. »Auf der Agenda steht ganz klar, unsere Leitern mit Stufen weiter am Markt zu pushen. Das Potenzial dafür ist auch aufgrund der geänderten TRBS groß. Außerdem sehen wir ebenfalls mit Blick auf die TRBS-Neufassung viele Aufgaben im Bereich der Fahrgerüste: Es gilt, die Anwender aufzuklären, in welchen Fällen der Einsatz von Fahrgerüsten als Alternative zur Leiter sinnvoll ist. Jedoch bedarf es hierzu Informationen zum sicheren Umgang. Und das betrifft vor allem den Auf- und Abbau der Fahrgerüste. Denn dabei werden immer noch viele Fehler gemacht, die sich mit nur wenigen Handgriffen umgehen und beheben lassen. Ziel ist es, den Kunden insgesamt noch mehr Sicherheit bei der Anwendung ihrer Produkte mit auf den Weg zu geben.«

Ein nützliches Tool sei dafür vor allem das Angebot von Seminaren und Workshops, die das Unternehmen bereits seit Jahren anbietet. Für 2020 sind laut Volker Jarosch weitere Termine geplant, da die bisherigen Angebote oft schnell ausgebucht sind. Ebenfalls in Planung ist laut Michaela Weber, die Schulungs- und Trainingsveranstaltungen in weiteren Regionen Deutschlands anzubieten.

»Die Nachfrage ist groß – und das in der gesamten Bundesrepublik. Wir arbeiten bereits jetzt mit unseren Handelspartnern zusammen und nutzen bei Interesse auch deren Räumlichkeiten, um direkt vor Ort Seminare anbieten zu können. Im nächsten Jahr möchten wir dies noch erweitern.« Volker Jarosch ergänzt hierzu, dass darüber hinaus herstellerübergreifende Arbeitskreise existieren, um Schulungen für eine einheitliche Wissensvermittlung für Anwender auf den Weg zu bringen – gerade mit Blick auf die häufig weitreichenden Neuregelungen, Verordnungen und Richtlinien.

Bedarfsgerechte Steigtechnik für mehr Arbeitssicherheit

Um noch besser für das kommende Jahr planen zu können, hat Hymer-Leichtmetallbau auch die A+A in Düsseldorf für sich genutzt. Die Weltleitmesse für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit war laut Michaela Weber wichtig, um über die TRBS-konformen Serienprodukte zu informieren und mit den Anwendern in Kontakt zu treten. »Wir nutzen solche Messen gern, um das direkte Feedback abzufangen. Gleichzeitig haben wir die Zeit in Düsseldorf genutzt, um unser sicherheitsverstärkendes Zubehör sowie individuell konstruierte Lösungen aus unserem Geschäftsbereich ›HYMER Project‹ zu präsentieren, was bei den Besuchern wirklich gut ankam.« Im Mittelpunkt stand außerdem die Beratung: Hymer-Leichtmetallbau empfiehlt dem Kunden generell, sich vorab professionell beraten zu lassen und sorgfältig zu prüfen, welcher Bedarf auf der Baustelle überhaupt erfüllt werden muss. »In die Überlegung sollten arbeitssicherheitstechnische und ergonomische Kriterien, aber auch Aspekte wie Langlebigkeit, Reparaturmöglichkeiten und Flexibilität im Einsatz mit einfließen«, so Michaela Weber und stellt klar, dass effektive Arbeitssicherheit nur dann gelänge, wenn vom Entwickler über den Hersteller bis hin zum Händler und Anwender auf eine individuelle und kompetente Beratung geachtet werde.

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