Bott: »Integraler Bestandteil im Arbeitsprozess und damit systemrelevant«

Das Ziel ist klar definiert, und auch wie es erreicht werden soll, darüber herrscht Einigkeit. »Die Fahrzeugeinrichtungen von Bott sollen integraler Bestandteil in einem Arbeitsprozess werden und damit künftig systemrelevant sein«, sagt Jan Willem Jongert, seit Januar Sprecher der Geschäftsführung des Unternehmens mit Hauptsitz im baden-württembergischen Gaildorf.

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Im Gespräch mit der bauSICHERHEIT auf der IAA-Nutzfahrzeuge in Hannover kündigte er zudem einen »nachhaltigen Wachstumskurs« an, mit dem der Umsatz von heute 130 mittelfristig auf rund 200 Mio. Euro gesteigert werden soll.

Von Michael Wulf

Wie man mit einer klaren Strategie und deren systematischen Umsetzung in kundenspezifische Lösungen ein Unternehmen weiterentwickelt, das hat der 54-jährige Niederländer als CEO beim oberösterreichischen Fahrzeughersteller Schwarzmüller unter Beweis gestellt. Seit Januar ist Jan Willem Jongert als Sprecher der Geschäftsführung zusammen mit seinem britischen Kollegen Clive Woodward für die Weiterentwicklung von Bott verantwortlich. Mit dem Auftrag der Eigentümer, »neue Produktfelder und neue Märkte« zu erschließen.

»Erfolgsstory fortführen«

Das Familienunternehmen – gegründet bereits 1930 durch Wilhelm Bott – hat sich in den vergangenen zehn Jahren beeindruckend entwickelt. Unter der Ägide von Jongerts Vorgänger Reinhard Wollermann-Windgasse, der 2005 zum Unternehmen gestoßen war und heute zum Kreis der Gesellschafter zählt, wurden Absatz und Umsatz mehr als verdoppelt.

»Das ist eine Erfolgsstory, die wir fortführen wollen«, sagt Jan Willem Jongert, der für dieses Jahr mit einem Umsatz von 130 Mio. Euro (Vorjahr 125 Mio. Euro) in den Geschäftsfeldern Fahrzeugeinrichtungen (»System Vario«), Betriebseinrichtungen (»System Cubio«) und Arbeitsplatzeinrichtungen (»System Avero«) rechnet.

Derzeit sind es rund 60 000 Fahrzeuge im Jahr, die von Bott entweder komplett mit dem »System Vario« eingerichtet oder auch umgebaut werden. Die Produktion erfolgt vornehmlich am Firmensitz in Gaildorf, wo etwa 350 der insgesamt 900 Mitarbeiter beschäftigt sind. Weitere 120 sind im ungarischen Tarnazsadány mit der Bearbeitung von Rohmaterial bzw. mit Vorfertigungsarbeiten der verschiedenen Systeme beschäftigt. Die anderen Mitarbeiter verteilen sich auf die englischen Bott-Standorte Bude (Produktion) und Ashby (Einbau und Vertrieb). Darüber hinaus beschäftigen lizenzierte Bott-Partner in ganz Europa, aber auch in Übersee (Australien, Singapur, Süd-Korea), noch einmal rund 900 Mitarbeiter.

Starke Präsenz in Großbritannien

»Bott ist seit der Übernahme der Firma Lockpanel 1980 traditionell sehr stark in Großbritannien«, so Jan Willem Jongert. Das soll auch so bleiben, doch künftig werde man das englische und das deutsche Werk auf die Fertigung von kompletten Produktgruppen spezialisieren. »Wir tendieren in Richtung Kompetenz-Center.« Dadurch bündele man das Know-how an einem Standort, erhöhe das Volumen und realisiere Skaleneffekte, was in Summe die Produktivität steigere.

»Riesenpotenzial« in Frankreich

Aufgrund dieser starken Präsenz in Großbritannien macht sich Jan Willem Jongert auch keine großen Sorgen wegen des Brexit. »Sollte es tatsächlich diesen sogenannten harten Brexit geben, bietet uns das englische Werk auch die Möglichkeit, die Märkte außerhalb der EU zu bedienen und so auf beiden Seiten des Ärmelkanals ein profitables Geschäft zu machen. So gesehen ist unsere Ausgangslage im Falle eines Brexit so ungünstig nicht.«

Zwar ist Bott in ganz Europa präsent, doch 80 % des Umsatzes werden jeweils zu gleichen Teilen in Deutschland und in Großbritannien erwirtschaftet. »Wir sehen aber künftig in jedem europäischen Markt Chancen für unsere hochwertigen Produkte«, betont Jongert. Vor allem in Frankreich sieht er im Bereich der Fahrzeugeinrichtungen »einen Markt mit einem Riesenpotenzial, da dort heutzutage noch viele Handwerker oder Monteure Fahrzeuge nutzen, die mit Holzregalen ausgestattet sind«.

40 % Effizienzsteigerung

Neben dem Ausbau der Präsenz in den europäischen Märkten ist es die Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern, die laut Jan Willem Jongert künftig für Wachstum sorgen soll. Als ein Beispiel dafür nennt er den Bereich Logistik, in dem Bott jetzt für die sogenannte »letzte Meile« eine intelligente Lösung für Paketdienste anbietet, die eine dynamische Routenführung ermöglicht und dem Paketzusteller mit einem Pick-to-Light-System das nächste auszuliefernde Paket im Laderaum anzeigt. »In einem Test mit einem großen Logistiker wurde eine Effizienzsteigerung von rund 40 %, was bedeutet, dass sich die Zeit für jeden Stopp nahezu halbiert hat.«

Mit Amazon-Managern am Tisch

In diesem Zusammenhang verweist Jan Willem Jongert auf die Prognosen, nach denen bereits 2020 allein in Deutschland rund 3,8 Milliarden Pakete zugestellt werden. Deshalb werde man in Zukunft im Bereich Fahrzeugeinrichtungen nicht mehr nur »das klassische Geschäft mit Handwerkern und Monteuren« im Blick haben und weiter ausbauen, sondern auch intelligente Lösungen für den Transport- und Logistiksektor anbieten.

»Wir sehen das Potenzial, dass Bott statt wie heute rund 60 000 Fahrzeuge schon in ein paar Jahren mehr als 100 000 Fahrzeuge einrichtet.« Dabei hat Jan Willem Jongert ein ganz besonders Ziel: »Ich möchte irgendwann einmal mit den Managern von Amazon an einem Tisch sitzen und fragen: ›Wie sieht denn die beste Lösung für die Paket-Einrichtung in Ihren Fahrzeugen aus‹?«.    z

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