PERI: Sichere Gerüstarbeit - »Das persönliche Verhalten ist entscheidend«

Arbeitsunfälle haben am Bau noch immer Hochkonjunktur. Eine wirksame Präventionskultur könnte die Ursachen dafür erheblich reduzieren und viele menschliche Tragödien verhindern – oder zumindest mildern. Effektiver Arbeits- und Gesundheitsschutz beinhaltet technische, organisatorische und personelle Maßnahmen. Vorausgehen sollten deshalb in allen Bereichen sinnvolle und nachvollziehbare Gefährdungsbeurteilungen sowie eine erhöhte Motivation der beteiligten Personen zur konsequenten Eigensicherung der Mitarbeiter.

Lesedauer: min

Zahlreiche technische und organisatorische Verbesserungen haben in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Arbeitsunfälle in den industrialisierten Ländern stark reduziert. Trotzdem geschehen noch immer zu viele Unfälle mit schweren Verletzungen und Todesfällen. Dabei liegt der prozentuale Anteil verhaltensbedingter Unfälle nach Aussage von Prof. Dr. Christoph Bördlein (FHWS) mittlerweile zwischen 70 und 96 Prozent.

Gerüst- und Höhenarbeit als Hochrisiko-Orte

Größtes Sorgenkind ist in diesem Zusammenhang das Gewerk des Gerüstbaus, das am Bau grundsätzlich für die Neuerstellung bzw. für die Sanierung von Bauwerken eingesetzt wird, aber auch regelmäßig die Wartung der großtechnischen Anlagen im Industriesektor betrifft, die oft auch integraler Teil der jeweiligen Industriearchitektur sind. Aktueller Brennpunkt sind die hohen Absturz- und Unfallraten im Gerüstbau, der zusammen mit dem Dachdecker-Gewerk unter den Bauberufen die höchste Zahl an Unfalltoten zu beklagen hat.

Um eine erfolgreiche Präventionskultur dauerhaft im Baustellenalltag und insbesondere im Gerüstbau zu implementieren, gibt es viele Ansätze: von der regelmäßigen Schulung der Betroffenen, der Verschärfung von gesetzlichen Regeln, der technischen Optimierung von Gerüstbausystemen bis hin zur Androhung von Bestrafungen von Fehlverhalten. Dabei ist die einfachste Lösung doch die, welche erst gar nicht zu Unfällen führen kann.

Was genau ist »Behavior Based Saftey«?

»Je mehr man sich um die technischen Aspekte der Arbeitssicherheit bemüht, desto geringer wird die Gesamtzahl der Unfälle. Desto höher wird aber auch der relative Anteil, den menschliches Verhalten am Zustandekommen eines Unfalls hat. Die Ursache eines Unfalls ist heutzutage fast immer das Verhalten eines oder mehrerer Mitarbeiter – unabhängig davon, ob nun die Bedingungen, unter denen gearbeitet wurde, eher sicherheitsfördernd oder eher unsicher waren«, schreibt Prof. Dr. Christoph Bördlein, Allgemeine und Klinische Psychologie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) in seinem Buch »Verhaltensbasierte Arbeitssicherheit – Behavior Based Saftey«.

Sicherheitsverhalten muss sich lohnen

Nach seinen Ausführungen gehen Menschen im Arbeitsalltag bewusst Risiken ein. Sichere Verhaltensweisen haben oft unmittelbar negative Konsequenzen, da zum Beispiel aufwendiger für die Betroffenen. Sicherheit führt häufig erst langfristig zu positiven Ergebnissen durch die Vermeidung von Unfällen.


Während auf Fehlverhalten bis heute viel zu häufig mit Kontrollen, Belehrungen und Bestrafungen reagiert wird, propagiert Bördlein den »Behavior Based Saftey«-Ansatz, kurz »BBS«. Dabei geht es nicht mehr um das Bestrafen von riskantem Verhalten, sondern darum, dass sich sicheres Verhalten für die Betroffenen lohnt: »Menschen verhalten sich dann freiwillig und gerne sicher, wenn sie erleben, dass dies anerkannt wird.« Definieren von Verhalten und/oder Ergebnissen (Zuständen), Beobachten, Feedback geben, Ziele setzen und die sicheren Verhaltensregeln positiv verstärken sind die Kernbestandteile dieses Konzeptes, das sich in der Praxis auch so bewährt hat.

In der betrieblichen Umsetzung eines Gerüstbauunternehmens liegen die Vorteile von »Behaviour Based Safety« auf der Hand. Alle notwendigen Methoden und Instrumente zur Erhöhung der eigenverantwortlichen Sicherheit im Unternehmen bzw. bei Auf- und Abbau sowie Nutzung von Gerüsten können selbst entwickelt werden. Dabei lassen sich die betriebsspezifischen Gegebenheiten unter Einbeziehung der Mitarbeiter berücksichtigen und eine erhöhte Motivation durch Teambildung erreichen.

Das gegenseitige aufeinander Achten unterstützt kontinuierliche Verbesserungsprozesse im Unternehmen und kann die Unfallrate dauerhaft senken. Der Return on Investment (ROI) zeigt sich durch geringeren Krankenstand, besseres Betriebsklima und in einer höheren Wirtschaftlichkeit des Gerüstbaubetriebs.

Systemintegrierte Sicherheit schaffen

In diesem Kontext, der haftungsrechtlich sowohl den Bauherrn wie (seinen Stellvertreter) den Architekten betrifft, sind zwei Aspekte besonders wichtig und interessant: die technische Sicherheit des Gerüstes in Aufbau und Verwendung, wie sie ja nun auch in der Neufassung der TRBS 2121-1 – Gefährdung von Beschäftigten durch Absturz bei der Verwendung von Gerüsten, Technische Regel für Betriebssicherheit – erstmals festgeschrieben ist, und die ingenieurtechnische Planung, Vorbereitung und Ausführung eines Gerüstprojektes.

Bei beiden Ansprüchen kann das Unternehmen Peri nach eigenen Angaben den verschiedenen Baubeteiligten Gerüstlösungen anbieten, die unter dem Aspekt der Arbeits- und Verwendungssicherheit »State of the Art« sind. Gleichzeitig ist das Anforderungs- und Einsatzspektrum im Gerüstbau heute deutlich komplexer: Das klassische Fassadengerüst wird mehr und mehr durch den Bau von Spezialgerüsten ergänzt – zum Beispiel Trag- und Treppentürme, Brückengerüstbau, Industriegerüste oder Zugangstechniken im öffentlichen Bereich. In der Zusammenschau der oben genannten Faktoren wird deutlich, wie hoch die Ansprüche an das Pflichtenheft der Gerüsttechnik geworden sind, um dem Gerüstbauer und seinen Kunden aus den verschiedenen Gewerken ein adäquates, zukunftsgerechtes Arbeitsmittel an die Hand geben zu können.

Das »TOP«-Modell soll den Weg weisen

In diesem Zusammenhang zeigt zum Beispiel der Gerüstbaukasten »Peri Up« gut auf, wie sich Arbeitssicherheit in ein System integrieren kann. Bei der Sicherheitstechnik verfolgt der konstruktive Aufbau des Gerüstsystems ein Prinzip aus dem modernen Geräte-, Maschinen- und Anlagenbau, das klare Parallelen zu dem »TOP«-Modell des Arbeitsschutzgesetzes aufweist: Sicherheitsprobleme sollen, wo und wann immer möglich, direkt an der Gefahrenquelle gelöst werden. Deshalb haben technische Sicherheitsmaßnahmen stets Vorrang vor organisatorischen oder persönlichen Schutzmaßnahmen.

Drei sicherheitstechnische Aspekte, die bei konstruktiven Schwächen schnell zu Unfällen oder Gesundheitsschäden führen könnten, standen bei Peri bei der Entwicklung im Vordergrund: das Bauteilgewicht, der Seitenschutz und die Gerüstbeläge. Im Zusammenspiel mit achtsamer Eigenverantwortung der Gerüstnutzer lassen sich mit dem »Peri Up«-Gerüstbaukasten auf diese Weise sichere Arbeitsplätze mit deutlich reduzierten Unfallgefahren schaffen.J

[3]
Socials