bauSICHERHEIT:
Die Installation von Photovoltaik-Anlagen bringt es unweigerlich mit sich, dass die Dachfläche häufiger betreten werden muss: Die Anlagen müssen nicht nur montiert, sondern auch gewartet werden. Solche Arbeiten bringen natürlich enorme Risiken mit sich, gegen die es sich abzusichern gilt. Welche Herausforderungen gilt es jeweils am Steil- bzw. Flachdach zu meistern, um die Beschäftigten vor Abstürzen oder anderen Unfällen zu schützen?
Jens Wolter-Fischer:
Auf einem Flachdach sind nicht nur die Bereiche nahe der Dachkante gefährliche Orte, auch rund um Dachluken oder -fenster/Lichtkuppeln besteht erhöhte Absturzgefahr. Diese Zonen lassen sich grundsätzlich mit einem Kollektivschutz sehr gut schützen. Mit einer kollektiven Absturzsicherung können sich alle am Dach und somit an der PV-Anlage befindlichen Monteure und Solarteure frei und vor allem sicher bewegen, daher ist die Installation eines Kollektivschutzes in der Regel die gängige Praxis. Das hat den Vorteil, dass die Beschäftigten keine persönliche Schutzausrüstung (PSA) nutzen müssen – dementsprechend entfallen auch Unterweisungen für diese PSA. Am Steildach hingegen ist die Dachneigung selbst die größte Herausforderung. Sie macht den Einsatz von PSA unerlässlich.
Ein wichtiger Faktor, den es allerdings bei beiden Dachtypen zu beachten gilt, ist die Witterung: Schnee und Eis können die Rutschgefahr erhöhen. Bei Flachdächern besteht zusätzlich noch die Gefahr des Durchsturzes, wenn Dachöffnungen wie beispielsweise Lichtkuppeln durch Schnee nicht sichtbar sind. Auch die Absturzkante am Flachdach birgt Risiken: Ein falscher Schritt oder Stolpern bzw. Ausrutschen bedingt durch Nässe kann hier einen Absturz nach sich ziehen, der mitunter tödlich enden kann. Ebenfalls gilt es, die Zu- und Überstiege auf dem Dach abzusichern.
Die Installation von Photovoltaik-Anlagen bringt es unweigerlich mit sich, dass die Dachfläche häufiger betreten werden muss. Es gilt, Beschäftigte vor Absturz- oder Durchsturzunfällen zu schützen.
bauSICHERHEIT:
Gehen wir doch kurz auf das Produktportfolio von Innotech ein: Welche Systeme bzw. Produkte bieten Sie an, um Arbeiten an Photovoltaikanlagen auf Flach- und Steildächern sicherer zu machen?
Jens Wolter-Fischer:
Innotech bietet ein breites Portfolio an, wenn es um die Sicherung von PV-Anlagen am Dach geht. Darunter fallen Schienensysteme, Seilsysteme und Einzelanschlagpunkte, die auch direkt auf die PV-Unterkonstruktion befestigt werden können. Das hat den Vorteil, dass die Dachfläche maximal mit PV-Modulen belegt werden kann und auch ein Schattenwurf auf die Module wird so erfolgreich verhindert, was sich wiederum positiv auf den Output der PV-Anlage auswirkt. Neben diesen Individualschutzlösungen bietet Innotech aber auch Kollektivschutzlösungen wie die Geländersicherung »Barrier« an. Sie bildet eine Barriere zwischen den im absturzgefährdeten Bereich befindlichen Personen und den vorhandenen Absturzkanten. Je nach Anwendungsfall stehen unterschiedliche Aufbauvarianten von fix montiert bis auflastgehalten zur Verfügung, mit denen verschiedenste Montagevarianten abgedeckt werden können. Wenn Lichtkuppeln abgesichert werden müssen, bieten sich unsere Systeme »Light« und »Light Flex« an. Bei »Light Flex« handelt es sich um ein flexibles System, das sich für verschiedenste Lichtkuppeltypen sowie für längere Lichtelemente eignet. Durch den Netzcharakter ist »Light Flex« in beliebigen Größen ausführbar.
bauSICHERHEIT:
Gibt es aus Ihrer Sicht Fehler, die in der Praxis immer wieder auftauchen und dementsprechende Risiken darstellen? Wie lassen sich diese Ihrer Meinung nach vermeiden? Oder anders gefragt: Worauf sollten die ausführenden Unternehmen bei der Auswahl ihrer Schutzsysteme besonders achten?
Jens Wolter-Fischer:
Der Photovoltaikanlagen-Markt erlebt schon seit längerem einen großen Aufschwung. Das hat auch zur Folge, dass es Unternehmen gibt, die sich in diesem Metier bewegen, aber im Hinblick auf die Absturzsicherung nicht »im Thema« sind. Wir beobachten immer wieder, dass die Sensibilisierung für das Thema Absturzsicherung fehlt – und das bringt natürlich ein großes Gefahrenpotenzial mit sich. Grundsätzlich geht es bei PV-Anlagen in erster Linie um den Energieoutput: Betreiber wollen ihre Dachfläche so gut wie möglich für die Solarstromproduktion nutzen, wodurch in der Praxis wenig Platz für eine professionelle und zertifizierte Absturzsicherung bleibt. Diese ist aber nötig, um etwaige Reinigungs- und Wartungsarbeiten sicher durchführen zu können. Häufig wird die Absturzsicherung zu spät betrachtet oder schlimmstenfalls ganz weggelassen. Das ist natürlich ein fataler Fehler, der enorme Risiken für die Beschäftigten, die auf dem Dach arbeiten, bedeutet. Absturzsicherungen sollten immer bereits ab »Tag 1« berücksichtigt werden, denn das Thema sozusagen »im Nachgang« aufzurollen, kann schwierig werden. Wir empfehlen daher, frühzeitig in die Planung der Absturzsicherung zu gehen und die Gefahrenbereiche genau zu definieren. Denn: Wer sich nicht mit sicherheitsrelevanten Aspekten beschäftigt, kann auch seine Mitarbeiter nicht ausreichend schützen.
Durch Sicherungslösungen, die direkt auf der PV-Unterkonstruktion befestigt werden, erreicht die PV-Anlage einen optimalen Output.
bauSICHERHEIT:
Bietet Innotech spezielle Services rund um das Thema Absturzsicherung an?
Jens Wolter-Fischer:
Innotech bietet Schulungen an, sowohl in Österreich als auch in Deutschland. In diesem Rahmen schulen wir das Personal unter der Berücksichtigung der geltenden Normen und Richtlinien auf die Anwendung unserer Systeme. Da jedes Dach andere Anforderungen mit sich bringt, unterstützen wir unsere Kunden auch bei der Planung der passenden Absturzsicherung sowie vor Ort bei der Montage. Außerdem können wir Sonderlösungen realisieren, wenn sie nötig sind.
bauSICHERHEIT:
Sie haben eben das Thema Sonderlösungen angesprochen. Wie häufig kommt es vor, dass Innotech individuelle Lösungen für Projekte entwickelt?
Jens Wolter-Fischer:
Grundsätzlich ist jedes Projekt ein Sonderprojekt: Kein Dach gleicht dem anderen zu hundert Prozent. Sie unterscheiden sich beispielsweise im Hinblick auf die Fallhöhen, Dachneigungen oder auf Flachdächern durch den Einsatz von Lichtkuppeln oder andern Dachöffnungen. Daher erfordert jedes Projekt eine individuelle Herangehensweise, um die optimale Absturzsicherung zu installieren. Wir können aber etwa 90 Prozent der Aufträge mit unserem Standardportfolio abdecken. Bei der Erstellung der passenden Lösung gehen wir immer nach dem TOP-Prinzip vor: Technische Schutzmaßnahmen haben Priorität vor organisatorischen sowie persönlichen Schutzmaßnahmen. jvb