Die am 25. Januar 2024 veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunktur im Bauhauptgewerbe in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe: »Die Trends in den Bausparten verlaufen weiter gespalten. Auch nach den Novemberzahlen bleibt der Wohnungsbau das Sorgenkind der Branche: die Aufträge brechen im Vergleich zum Vorjahr real um sieben Prozent ein. Seit 19 Monaten sind wir hier schon im Rückwärtsgang unterwegs. Uns fehlen im Vergleich zum Vorjahr bis zum November Baugenehmigungen für gut 83.000 Wohneinheiten. Das ist insgesamt ein Rückgang um ca. 26 Prozent. Die Inflation und die hohen Finanzierungskosten treffen potentielle Häuslebauer besonders hart. Bei den Genehmigungen für Einfamilienhäuser gibt es einen Rückgang um 40 Prozent, bei den Zweifamilienhäusern um 50 Prozent.
Dass bei der Haushaltsplanung 2024 auf den letzten Metern noch zusätzlich Fördermittel offensichtlich für den Mehrfamilienhausbau eingestellt wurden, ist ein Lichtblick. Für potentielle Eigenheimbauer, deren Umsatzanteil den Wohnungsneubau dominiert, bleiben die Impulse allerdings zu schwach. Das stellt die Bauunternehmen, die hier ihr Geschäftsfeld haben, vor enorme Herausforderungen, aufgebaute Beschäftigung auch zu halten. Die Auftragspolster für das Jahr 2024 sind zu gering. Wir laufen hier deutlich Gefahr, Beschäftigte zu verlieren. Allein nominal liegen die Order im Wohnungsbau um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, real um über 21 Prozent.
Anders verläuft der Trend im Tiefbau, insbesondere im gewerblichen Tiefbau. Hier legten die Order im Jahresverlauf zum Vorjahr nominal um ca. 27 Prozent zu. Treiber sind der Stromtrassenausbau, aber auch die Umsetzung großer ÖPNV-Projekte und der Schienenbau der Deutschen Bahn.
Im Ergebnis bewegt sich die Bauwirtschaft weiter im Spannungsfeld zwischen Fachkräftesuche einerseits und drohendem Kapazitätsabbau andererseits. Die negativen Folgen im Wohnungsbau sind besonders schwerwiegend. Wenn hier die Talfahrt weitergeht, Personal abgebaut werden muss oder es zu Insolvenzen kommt, werden wir auf lange Sicht die Wohnungsnot nicht in den Griff bekommen. Deswegen brauchen wir dringend eine temporäre Entlastung für den privaten Wohnungsbau. Hier sollte der Bund mit Förderkonzepten auf EH 55-Niveau helfen. Die Länder bleiben gefordert, die Grunderwerbsteuer abzusenken. Nur wenn wir die Beschäftigten in der Branche halten können, werden wir perspektivisch die benötigten mindestens 400.000 Wohnungen pro Jahr auch bauen.«
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte per November 101,4 Mrd. Euro, ein nominales Plus von gut 4 Prozent, real ein Rückgang um gut 3 Prozent. Dabei wurden im Wohnungsbau knapp 24 Mrd. Euro umgesetzt, nominal ein Rückgang um 4 Prozent, real um gut 10 Prozent. Die Preisentwicklung für Bauleistungen hat im Jahresverlauf deutlich nachgegeben. Im November lag sie noch bei +2 Prozent, kumulativ bei knapp 8 Prozent.