Qiky: »Die Digitalisierung ist längst fester Bestandteil der Branche geworden.«

Manchmal sind die Dinge so naheliegend: Mit dem Unternehmen »Qiky« haben Philipp Ellsäßer und Simon Gies die Geburtsstunde eines digitalen Typenschilds eingeläutet, das sich als »schneller Informationsschlüssel« an Baumaschinen und -geräten anbringen lässt, um wichtige Informationen zum Produkt mithilfe von QR-Codes abzufragen. Grundgedanke ist es, alle notwendigen Infos mit nur einem Klick digital zugänglich zu machen und damit nicht nur wichtige Daten zu Maschine, Produktion und Hersteller zu liefern, sondern gleichzeitig den Zugriff auf Handbücher, Produktdetails, Prüftermine oder Einweisungstipps zu erlauben. Alles komprimiert, sicher und simpel. Das Konzept lässt sich ebenso auf Persönliche Schutzausrüstung sowie andere sicherheitsrelevante Themen anwenden. Wie und wo »Qiky« aktuell Anwendung findet und was das noch junge Unternehmen zur generellen Digitalisierung auf deutschen Baustellen zu sagen hat, erfuhr die bauSICHERHEIT-Redaktion im Gespräch mit Geschäftsführer Philipp Ellsäßer und Entwickler Simon Gies.

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Von: Dan Windhorst
Von: Jessy von Berg

bauSICHERHEIT: Herr Gies, Herr Ellsäßer, eine Begrifflichkeit, die derzeit für Aufsehen innerhalb der Branche sorgt, ist »Qiky« und damit der »schnelle Informationsschlüssel für die Baubranche«: Erklären Sie unseren Lesern doch einmal, was genau es damit auf sich hat.

Simon Gies: »Qiky« steht für »Quick Information Key«: Das Wortspiel konnten wir uns natürlich nicht verkneifen. Es ist zweifelsohne provokativ, aber ganz bewusst so gewählt: Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass die Digitalisierung auf Baustellen eher schwerfällig vorankommt – daher wollen wir an diesem Punkt anknüpfen und das herkömmliche Typenschild mit dem »Maschinen-Qiky« startklar für die Digitalisierung machen. Außerdem ist es derzeit unglaublich wichtig, die Kommunikation zwischen Baustelle und Büro deutlich zu vereinfachen.
Philipp Ellsäßer: Unser »Maschinen-Qiky« soll eine Art Türöffner sein, um den Informationsaustausch auf der Baustelle zu erleichtern. Mit »Qiky« schaffen wir gleichzeitig ein Tool, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen absichert – zum Beispiel durch hinterlegte digitale Handbücher oder Einweisungsvideos. Statt sich durch Pamphlete in Papierform wühlen zu müssen, kann man die entsprechenden Inhalte ganz einfach digital abrufen. So hat man Begleitscheine sowie Ein- und Unterweisungen schnell parat. Wichtig ist, dass eine Plattform geschaffen wird, auf der jeder direkt das finden kann, was er sucht.

bauSICHERHEIT: »Qiky« soll allerdings noch weit mehr können: Die Einbindung digitaler AddOns und zahlreiche Erweiterungen sollen unter anderem die Steuerung des Mietparks, eine umfassende Produktübersicht sowie digitale Protokolle und Unterweisungen möglich machen. Geben Sie uns hier doch bitte einen kleinen Einblick in die bereits abrufbaren Funktionen.

Simon Gies: Für jedes Problem entsteht in Zusammenarbeit mit unseren Partnern eine neue Lösung, die wir allen Kunden zur Verfügung stellen. Mittlerweile sind wir so weit, dass wir mit Anbietern über die Integration der Telemetriedaten sowie von GPS Tracking sprechen – wir binden bestehende ERP-Systeme in unsere ein und versuchen so, die doppelte Datenpflege zu beenden. Ich denke, alles in allem entwickelt sich unser Produkt gerade rasant weiter – gerade im Bereich Bauunternehmen und Management.
Philipp Ellsäßer: Unser neuestes Produkt ist der »Werkstatt-Qiky«. Dieser beschäftigt sich mit der Aufstellung sowie Steuerung von Prüfintervallen und Inspektionen. Darüber hinaus ist unser »Baustellen-Qiky« ein beliebtes Tool im Bereich der Kommunikation zwischen Baustelle und Büro. Unsere Partner haben zusammen mit uns ein einfaches Mittel entwickelt, um einen effizienten Datenaustausch zu ermöglichen. Ein schneller Austausch über Notizen, Fotos und To-dos – natürlich immer mit der Garantie der stetigen Erweiterung durch zentrale Produktentwicklungen von Qiky.

bauSICHERHEIT: Was hat »Qiky« womöglich noch alles in der Hinterhand: Gibt es weitere Pläne – vielleicht Zukunftsmusik, von der Sie uns in Ansätzen berichten können?

Simon Gies: Am Anfang haben wir uns hauptsächlich auf Baumaschinen konzentriert. Mittlerweile haben wir aber auch viele Kunden außerhalb dieses Bereichs, sodass wir die Entwicklung unseres Produkts stets im Blick haben müssen. Unser Grundsatz dabei ist es aber, die Weiterentwicklung nur bei Bedarf durchzuführen und »Qiky« am Ende nicht zu verkomplizieren. Schon mit der aktuellen Version kann für den Anwender ein großer Mehrwert geschaffen werden. Trotzdem ist das Potenzial unserer Meinung nach gewaltig: Unsere digitale Lösung kann bei Bedarf für jedes Segment ausgeweitet werden. Wir arbeiten derzeit an Lösungen für den Betrieb von Gebäuden, sind aber auch im Bereich Straßenverkehrstechnik sowie Sicherheit unterwegs. Da gibt es viel Potenzial.


bauSICHERHEIT: Als Start-up muss man erfahrungsgemäß viele Klinken putzen und lange Wege gehen: Gibt es Kooperationen, Partnerschaften oder auch erfolgreiche Beispiele dafür, wie »Qiky« von Herstellern, Händlern und Anwendern genutzt wird?

Simon Gies: Ja, die gibt es: Rockzone beispielsweise war einer unserer ersten Partner. Sie haben uns von Beginn an einen großen Vertrauensvorschuss gegeben, wofür wir aus heutiger Sicht sehr dankbar sind. Inzwischen bestellt Rockzone fast nur noch über »Qiky« digitale Typenschilder. Andere Partner sind wiederum Tibatek und das Coreum in Stockstadt am Rhein.
Philipp Ellsäßer: Gerade das Coreum hat uns enorm bei der Vernetzung geholfen und als Plattform gedient, um mit vielen Interessierten über unsere Entwicklungsarbeit und deren Mehrwert zu sprechen. Wir arbeiten darüber hinaus mit UAM proline, Brinell Buckets und Sodex Innovations zusammen.

bauSICHERHEIT: Mit »Qiky« haben Sie eine für die Bauwirtschaft wichtige und zukunftsorientierte Lösung auf den Weg gebracht. Jetzt gilt die Baubranche in so mancher Hinsicht aber noch immer als »digitalisierungsfaul«. Wie sehen Sie das und was nehmen Sie in Gesprächen innerhalb der Branche wahr?

Simon Gies: Philipp und ich kommen ursprünglich aus der Bauwirtschaft und wissen daher sehr genau, wie die Branche tickt. Ich würde nicht sagen, dass die Branche grundsätzlich digitalisierungsfaul ist. Keine Frage, es gibt jene, die aufgrund ihrer Interessen oder aufgrund ihres Alters weniger dafür zu begeistern sind. Betrachtet man allerdings den gewohnten Arbeitsalltag auf der Baustelle, dann ist die Digitalisierung längst zu einem festen Bestandteil der Branche geworden. Vor allem durch die nachfolgende Generation wird Digitalisierung ein zentrales Thema, an dem kein Weg vorbeiführt. Das Problem sehe ich eher bei behördlichen Vorgängen: Deutschland hat noch viele Hausaufgaben zu machen und muss dringend bürokratische Stolpersteine beseitigen.
Philipp Ellsäßer: Grundsätzlich ist es doch so: Für das digitale Typenschild braucht man innovative und kreative Köpfe im Team. Das Alter ist dabei völlig egal, obwohl man sagen muss, dass die jüngere Generation die Digitalisierung auch auf der Baustelle aktiver vorantreibt. Gegenüber dem bauMAGAZIN habe ich das vor einiger Zeit mal so umschrieben: ‚Den vielleicht erfolgreichsten Beschleuniger in der Digitalisierung tragen wir alle in der Hosentasche‘ – und dabei bleibe ich. Wenn wir inmitten des Smartphone-Zeitalters endlich aufhören, immer alles auf Papier parat haben zu müssen, können wir nicht nur die Effektivität steigern, sondern auch eine Menge Ressourcen sparen. Nachhaltigkeit ist in der heutigen Zeit enorm wichtig geworden.

bauSICHERHEIT: Halten wir an dieser Stelle eines fest: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das digitale Typenschild »Qiky« innerhalb der Bauwirtschaft ein gewaltiges Potenzial aufweist: Der Bedarf ist da, die Notwendigkeit auch – von der Erweiterbarkeit gar nicht erst gesprochen. Nun hat die Reise für Sie jedoch gerade erst begonnen. Möchten Sie dennoch einen kurzen Blick in die Glaskugel wagen und uns von Ihren Prognosen, Erwartungshaltungen und vielleicht auch Hoffnungen berichten?

Simon Gies: Das langfristige Ziel ist es natürlich, ein Umdenken zu erreichen. Ist es denn wirklich noch zielführend, solche Dokumente in Papierform zur Verfügung zu stellen? Ist es noch das, was wir wollen? Schön aufbereitete Medien sind ja auch immer leichter zu verstehen als Beschreibungen, die so umfangreich sind wie Doktorarbeiten. Die technische Grundlage, um zum Beispiel über Videos zu informieren, ist gegeben. Wir müssen nur anfangen, sie auch effektiv zu nutzen. »Qiky« soll dabei auch als eine Art Bindeglied funktionieren.
Philipp Ellsäßer: Unsere Hoffnung ist es in erster Linie, eine Plattform auf neutraler Basis zu schaffen, die Bauunternehmer und Hersteller gleichermaßen verwenden können. Wenn jeder diese Plattform nutzt, kann der Kunde im Endeffekt eine Menge Zeit sparen und effektiver arbeiten. Durch digitale Handbücher oder Anweisungen kann der Nutzer zum Beispiel ohne großen Aufwand informiert werden.   J

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