Hebelarme: Unterschätzte Stolperfallen der Fußbewegung

Umknicktraumen führen zu bedeutenden Fehlzeiten durch ­Krankheitsausfälle. Wirken unkontrollierte Kraftspitzen auf den Fuß, kann das Ursache sein für Knie-, Rücken-und Fußbeschwerden. Hersteller Steitz Secura hat das Problem erkannt und fordert einen »Elchtest« für ­Sicherheitsschuhe.

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Im zeitlichen Vergleich seiner Evolution schützt der Mensch erst seit kurzem seine Füße mit Schuhen. Darin liegt die Crux_ Im Grunde ist der Fuß des Menschen mit seinem komplexen Aufbau noch nicht an die »Verpackung« gewöhnt, schreibt der Hersteller in einer Mitteilung. Die erzwungene und kaum zu variierende Haltung in einem herkömmlichen Schuh beeinflusst die natürliche Bewegung des Fußes.
Bei jedem natürlichen Schritt wird die Achillessehne vor dem Bodenkontakt der Ferse angespannt und verliert schlagartig die Spannung. Jeder Schuh, der diesen Bewegungsablauf nicht in seiner Konstruktion berücksichtigt, beschleunigt dabei die sogenannte Winkelgeschwindigkeit (Pronationsgeschwindigkeit) beim Auftreten. Ergebnis_ Eine deutliche Drehung im Kniegelenk. Dieser Ablauf wird bei jedem Schritt und damit mehrere tausend Mal am Tag wiederholt. Hochgerechnet auf Jahre kann sich auch der medizinische Laie vorstellen, dass das zu gesundheitlichen Problemen führen kann.

Hebelarme wirken kraftverstärkend
Verantwortlich dafür sind die sogenannten Hebelarme_ unnatürliche Hebelkräfte, die zu unkontrollierten Belastungen im Fuß- und Sprunggelenk führen. Mit aktuellen Messverfahren konnten diese ungünstigen biomechanischen Faktoren identifiziert werden, schreibt Steitz Secura. Hebelarme spielen demnach beispielsweise durch erhöhte Drehmomente der Innen- und Außenrotation im Knie bei Umknicktraumen (Distorsionstraumen) eine zentrale Rolle.
Hebelarme wirken kraftverstärkend und können in einem herkömmlichen Schuh doppelt so hoch ausfallen wie beim natürlichen Barfußlaufen.
Diese Erkenntnisse haben führende Sport-und Outdoorschuhhersteller dazu bewogen, sich Gedanken zur Reduktion der berüchtigten Hebelarme zu machen. Das Ziel ist dabei klar_ Die Druckverteilungen in der Sohle sollen sich dem Barfußgang annähern. Weichere Zwischensohlenmaterialien, stoßdämpfende Crashpads oder die mobile Lagerung des Fersenteils reduzieren Hebelarme und verringern die Kraftvektoren. Dünnere Sohlenmaterialien lassen die Ferse tiefer über den Boden kommen.
Beim Versuch, den Lastaufbau im Schuh zu managen, zeigten laut Hersteller klassische Konzepte wie beispielsweise unterschiedliche Härtegrade in der Zwischensohle oder abstützende Einlagen zu geringe Effekte. Bei der Vermeidung von Schmerzen im Kniebereich setzt der Hersteller deshalb auf eine deutliche Reduktion der Winkelgeschwindigkeit.
Sicherheitsschuhe werden oftmals länger als zehn Stunden am Tag getragen. Und das mindestens fünf Tage die Woche, ca. 220 Tage im Jahr. Die Herausforderung liegt darin, ihn so zu designen, dass neben dem primären Fußschutz Spitzenbelastungen unter der Ferse reduziert werden. Wichtig dabei ist der sogenannte harmonische Lastaufbau. Dieser reduziert aktiv Hebelarme und fördert einen natürlichen Gang.

Lösung: Individuelle Passform des Schuhs
Die Passform des Schuhs spielt dabei eine wichtige Rolle, denn ein auf den Träger individuell angepasstes Dämpfungssystem trägt aktiv zur Reduktion von Hebelarmen bei. Dem trägt die Lösung des Herstellers Rechnung.
Mit der Technologie »Vario Multiflex« will Steitz Secura die gewichtsangepasste Fersendämpfung des »Secura Vario«-Systems in fünf auf den Träger angepassten Abstufungen mit einer multiflexiblen Sohle mit vollflächiger Dämpfung verbinden.
Zusätzlich werden besonders schmale abgerundete Laufsohlenkanten mit einem optimierten Umknickschutz im Fersenbereich kombiniert. Die Absatzhöhe ist dabei reduziert und die Eintauchtiefe wird durch weicheres Material erhöht.

Mehrweitensystem für individuelle Maße
Ein Mehrweitensystem berücksichtigt dabei Längen- und Weitenausdehnungen des Fußes unter reellen Tragebedingungen. Denn jeder Fuß ist anders.
Das bewährte Messschalensystem vermittelt laut Hersteller dem Träger ein subjektives Tragegefühl unter objektiven Bedingungen. Der Träger trifft eine »Wohlfühlentscheidung« bei der Auswahl seines passenden Schuhs. Nach einer solchen Messung entscheiden sich durchschnittlich 25 % der Träger für eine Größe kleiner, aber einem breiteren Schuh. Die Passform des Schuhs wird dabei als deutlich angenehmer empfunden.
Eine optimale Flexibilität des Schuhkonzepts verspricht der Hersteller, indem der mögliche Durchtrittschutz flexibel angepasst, das Obermaterial atmungsaktiv und tragefreundlich gestaltet ist. Niedriges Gewicht und eine Kompatibilität mit einer möglichen Einlage spielt dabei eine wesentliche Rolle. Nicht zuletzt das Absatzdesign, das flach und nicht zu steif ausgelegt wird. Somit wird die Ferse näher zum Boden geführt. Der Schwerpunkt liegt tiefer. Zusätzlich führt eine Abrundung der Sohlenelemente zur deutlichen Reduktion von Hebelarmen.
Diese Erkenntnisse hat Steitz Secura in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Markus Walther, Ärztlicher Direktor & Chefarzt der Schön Klinik München Harlaching, in sein Ergonomie-Konzept integriert.

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