Coreum GmbH Das SBM-Team im Baggertraining

Lesedauer: min | Bildquelle: SBM
Von: Dan Windhorst
Von: Jessy von Berg

Seit fast 27 Jahren ist das bauMAGAZIN nun auf dem Parkett der großen Baumaschinen zu Hause und hat in dieser Zeit so ziemlich alles zu Gesicht bekommen, was auf stählernen Ketten, tonnenschweren Walzen oder haushohen Rädern unterwegs ist. Aber es gibt ein Nachwuchs-Problem: Ein Teil der jungen SBM-Generation hat noch nie einen Bagger von innen gesehen.

Doch gerade im Hinblick auf die Sicherheit auf der Baustelle ist es unerlässlich, dass große Maschinen sicher und zuverlässig bedient werden. Worauf es dabei ankommt, konnte das SBM-Team im Rahmen eines mehrtägigen Anwendertrainings in der Coreum Akademie in Stockstadt am Rhein im Selbsttest ausprobieren. Sei es ein 30 t schwerer Hydraulikbagger, ein knickgelenkter Muldenkipper mit 510 PS Leistung oder ein Radlader, der pro Schaufel etwa 5 m3 Material bewegt – sie alle setzen eines unweigerlich voraus: Als Bediener sollte man gefälligst wissen, was man da tut. Es ist erstaunlich, wie unkompliziert sich selbst die großen Stahlgiganten heutzutage steuern lassen. Aber genau da beginnt das eigentliche Problem. Aufgrund von Leichtsinnigkeit, Selbstüberschätzung oder schlichter Unwissenheit werden Maschinen schnell zur Gefahr auf der Baustelle. Im Rahmen eines zweitägigen Trainings bot das Coreum dem SBM-Team die Gelegenheit, den sicheren Umgang mit Baumaschinen zu erlernen.

Thorsten Merz-Mantwill, Trainer der Coreum Akademie

»Das Training im Coreum hat das Ziel, den Umgang mit der Maschine weiter zu verbessern, neue Systeme kennenzulernen und sich fit für die Zukunft zu machen«

Die erfahrenen Akademie-Trainer Markus Stegmüller und Thorsten Merz-Mantwill hatten im Vorfeld ein Trainingsprogramm ausgearbeitet, das sowohl dem unerfahrenen Nachwuchs als auch alteingesessenen »Baggerhasen« gerecht wurde. »Das offene Training zielt darauf ab, ein individuell zugeschnittenes Programm zu bieten«, so Markus Stegmüller, der das in erster Linie von den Erfahrungswerten seiner Teilnehmer abhängig macht. »Gleichzeitig hat das Training zum Zie, den Umgang mit der Maschine weiter zu verbessern, neue Systeme kennenzulernen und sich fit für die Zukunft zu machen«, ergänzte Thorsten Merz-Mantwill, der in diesem Zusammenhang auch auf Trainings für Technikliebhaber aufmerksam machte. Die Coreum-Akademie bietet abseits der Anwendertrainings auch Technik-Varianten an, die auf Antriebe, Elektrik, Motoren und Hydraulik abzielen, um die vorhandenen Diagnose- und Wartungsfähigkeiten weiter zu schärfen. »Der große Vorteil im Coreum ist der direkte Draht zur Praxis: Bloße Theorie findet bei uns nicht statt – sie ist gezielt anwendernah integriert und sorgt dafür, dass ein guter Mix entsteht«, sagte Markus Stegmüller, was er am ersten Tag unseres Trainings auch prompt unter Beweis stellte.

Theoretische Lerninhalte praxisnah vermittelt

Gespickt mit Videos, Bildern und einer durchdachten »Mitmach-App« sorgten die beiden Trainer für einen erstaunlich lebendigen Theorieteil: Angefangen damit, was Kompaktlader, Mobilbagger, Abbruchgeräte, Umschlagsmaschinen oder Radlader alles leisten können, zielte die theoretische Einführung auch darauf ab zu zeigen, wie man es »eben nicht« machen sollte. »Uns geht es nicht darum zu belehren, sondern zu unterstützen: Aus der Vergangenheit wissen wir, dass selbst ein Baggerfahrer mit 20-jähriger Erfahrung nicht zwangsläufig alles richtig macht«, so Markus Stegmüller. »Wir haben es mit tonnenschwerem Gerät zu tun, weshalb ein sicherer und effizienter Umgang damit unerlässlich ist.« Erstaunlich ist, wie schnell es tatsächlich zu Unfällen kommt. Mithilfe von teils dramatischen Videobeispielen zeigten die beiden Trainer, warum das Bedienen riesiger Radlader gerade im Rückwärtsgang höchste Konzentration abverlangt und was es bei tonnenschweren Abbruchbaggern zu beachten gilt, damit auch wirklich nur das Haus und nicht der Bagger unter Schutt begraben wird. Alles in allem verpackten Markus Stegmüller und Thorsten Merz-Mantwill wichtige theoretische Lerninhalte in eine praxisnahe Hülle mit Anwendungsbeispielen und eigenen Erfahrungswerten. Angefüttert wurde das Ganze dann noch mit einer unterhaltsamen »Mitrate«-App, bei der die Teilnehmer unter Zeitdruck richtige Antworten über ihr Smartphone liefern mussten – der Gewinner erhielt am Ende eine Überraschungsgeschenk.«

Kurz erklärt: An der Maschine erklärte Trainer Markus Stegmüller, worauf beim Maschinenrundgang zu achten ist und was ein Baggerfahrer zu überprüfen hat, um einen reibungslosen Arbeitstag sicherstellen zu können.

Es geht los: »Rauf auf die Maschine«

Nach erfolgreicher theoretischer Einweisung sorgten Markus Stegmüller, Thorsten Merz-Mantwill und Baugeräteführer Marco Weber dann für einen fulminanten Einstieg in den Praxisteil. Das gesamte Coreum stand dem Verlagsteam als ­»Maschinen-Spielwiese« zur Verfügung. Den Anfang machten kompakte Kettenbagger, die insbesondere im GaLaBau zum Einsatz kommen. Auffällig hier: das hohe Maß an Präzision. Gleichwohl darf auch hier der verhältnismäßig einfache Umgang mittels Joystick nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine große Masse an Stahl bewegt wird, die es zu kontrollieren gilt. Während der gesamten Praxisphase wichen die drei Trainer nicht von der Seite der Teilnehmer. Zum einen, um einen sicheren Umgang zu gewährleisten, zum anderen, um die technischen Raffinessen der jeweiligen Modelle aufzuzeigen. Zum Einsatz kamen beispielsweise die beiden Hitachi-Kompaktbagger »ZX33U« mit 3,7 t Einsatzgewicht sowie der »ZX38U« mit 4,1 t Gewicht – beide mit einer Motorleistung von 18,8 kW. Ausgestattet waren sie mit Rotationsschnellwechslern aus der KTEG P-Line, einer neuen Systemlösung aus dem Hause Kiesel, das neben den Wechslern eine große Bandbreite an Anbaugeräten abdeckt und, wie das SBM-Team am eigenen Leib erfuhr, extrem flexibel, schnell und präzise einsetzbar ist.


Marco Weber, Baugeräteführer im Coreum

»Kippt der Bagger seitlich um, gefährdet der Geräteführer nicht nur sich selbst, sondern jeden, der in unmittelbarer Nähe zur Maschine arbeitet.«

Mobilbagger und Radlader: Zeit für die »großen Geräte«

Aber das Coreum legte noch eine »Schippe« drauf: Von den kompakten Baggern ging es rüber zum »ZX175W-7«, einem 17 t schweren Mobilbagger, der mit 105 kW Leistung zeigte, warum der Umgang mit den bereiften Allroundern so eine Sache ist: Für viele Bauprofis sind diese Modelle aufgrund ihrer hohen Mobilität unverzichtbar. Aber gerade weil Mobilbagger aufgrund ihrer Bereifung so schnell unterwegs sind, ist Vorsicht geboten. Als erfahrener Baugeräteführer und Coreum-Vorführer zeigte Marco Weber am Beispiel des »ZX175W« was passiert, wenn der Mobilbagger falsch eingesetzt wird. »Zum einen muss der Bediener den Gefahrenbereich im Blick behalten, zum anderen sollte er beim Baggern auf die notwendige Standsicherheit achten. Kippt der Bagger seitlich um, gefährdet der Geräteführer nicht nur sich selbst, sondern jeden, der in unmittelbarer Nähe zur Maschine arbeitet.« Ein ähnliches Bild zeichnete der Maschinenprofi beim Umgang mit dem 24 t schweren Radlader »ZW310-7« – ein echtes Kraftpaket mit 233 kW Leistung und einem Schaufelvolumen von 4,5 m3. Der Umgang mit diesem Koloss ist beeindruckend. Die Z-Kinematik zeichnet sich durch eine einfache aber robuste Bauweise aus, was laut Marco Weber eine hohe Ausbrechkraft erlaubt und gleichzeitig schnelles Auskippen ermöglicht. Der Umgang mit der Maschine verlangt aber auch ein auffallend hohes Maß an Aufmerksamkeit ab: Trotz ausgeklügelter Assistenzsysteme, guter Beleuchtung, vieler Spiegel und zahlreicher Warnsysteme zeigt sich gerade beim Rückwärtsfahren, warum Radlader laut Markus Stegmüller zu den »gefährlichsten« Baumaschinen zählen. »Selbst ein geübter Fahrer muss höllisch aufpassen: Die Radlader sind groß, schwer und schnell – und gerade im Rückwärtsgang eine Gefahr für jeden, der sich auf der Baustelle bewegt.«

Hochkonzentriert: Mediaberater Wolfgang Emmler, ein typischer »Schreibtischtäter«, darf im Umschlagbagger zeigen, dass er auch aus einem Baggerholz geschnitzt ist.

Hier ist Feingefühl gefragt: Mit Präzision hoch hinaus

Ordentlich durchgeschüttelt und mit einer gehörigen Portion an Adrenalin versorgt, ging es für das SBM-Team direkt weiter zum »MHL 320« von Fuchs und damit zu einer Umschlagmaschine aus dem Hause Terex, die dem Team nicht nur Schwindelfreiheit, sondern auch viel Feingefühl abverlangte. Mit einem Greifer ausgestattet sollten schwere Metallschrott-Ballen aufeinander gestapelt werden. Das Modell existiert als Diesel-, Elektro- oder batteriebetriebene Variante. Mithilfe eines modularen Antriebskonzepts lassen sich die verschiedenen Antriebssysteme im Baukastenprinzip in den Oberwagen integrieren, ohne weitere Anpassungen vornehmen zu müssen, wie Markus Stegmüller erklärte.


Integriert ist außerdem ein hochfahrbares Kabinensystem, wodurch eine weit bessere Sicht während der Bedienung des Greifers ermöglicht wurde. So richtig ins Schwitzen geriet so mancher SBMler hingegen beim Probesitzen im 86-t-Koloss, dem »KMC600P-7«, einem »MultiCarrier«-Bagger mit High-Reach-Front für den Abbruch. Das brachial wirkende Modell, das sich gerade aus der kippbaren Fahrerkabine heraus noch viel brachialer anfühlte, begeisterte das Team allein schon aufgrund der eindrucksvollen Abmessungen. Die maximale Reichhöhe lag bei 34 m – laut Coreum wurden jedoch bereits Spezialanfertigungen mit bis zu 60 m realisiert. Angetrieben von einer Motorleistung von 296 kW machte der Spezialbagger nicht nur viel Lärm, sondern ließ auch beeindruckte Gesichter zurück.

 

Ausgiebige Spritztour mit 20-t-Muldenkipper

Vom kettenbetriebenen Abbruchriesen »KMC600« ging es dann unmittelbar zum knickgelenkten Muldenkipper »B30E« und damit zu einer Maschine, die ein Muldenvolumen von bis zu 17,5 m3 bietet. Um dieses Gewicht zuverlässig durch unwegsames Gelände zu bringen, braucht es in diesem Fall eine Motorleistung von 246 kW – und die wurden im Rahmen eines abgefahrenen Parcours auch kräftig ausgeschöpft. Im Beisein der erfahrenen Trainer durfte das SBM-Team nacheinander ein paar Runden mit dem Muldenkipper drehen. Seien es lange Geraden, steil Bergauf oder mit langen Lenkbewegungen um die Kurve – ein knickgelenkter Kipper muss erstmal beherrscht werden. Für ungeübte Fahrer stellte die Maschine aus dem Hause Bell aufgrund der speziellen Fahreigenschaften eine Herausforderung dar, wenngleich der »B30E« aufgrund seiner komfortablen Handhabung, nützlicher Hilfssysteme und guter Übersicht ein dankbares Modell für die Anfänger darstellte. Sowohl die erfahrenen SBMler als auch der Nachwuchs stellten sich erstaunlich gut an – der »Angstschweiß« war so manch Ungeübten dann aber trotzdem anzusehen.


Markus Stegmüller, Trainer der Coreum Akademie

»Bloße Theorie findet bei uns nicht statt – sie ist gezielt anwendernah integriert und sorgt dafür, dass ein guter Mix entsteht.«
 

Ein Training, das Eindruck hinterlässt

Eines lässt sich ohne Zweifel festhalten: Nur selten bietet sich die Gelegenheit, eine solche Bandbreite an Baumaschinen selbst bedienen zu dürfen – für echte Bau-Fans dürften im Coreum so manche Träume in Erfüllung gehen. Allerdings, und auch das gehört zur Wahrheit, stellen die Anwendertrainings weit mehr als ein Erlebnis-Spektakel dar. Gerichtet ist das Akademie-Programm in erster Linie an jene, die tagtäglich mit Baumaschinen arbeiten und ihre Fähigkeiten sowie den sicheren Umgang mit Maschinen im Coreum gezielt verbessern möchten. Ein großes Plus stellt die schiere Masse an Maschinen dar, die sich direkt vor Ort bedienen lassen. Spürbar war, und diese Meinung scheint der SBM Verlag mit vielen anderen Trainingsabsolventen zu teilen, dass das Coreum auffallend viel Herzblut investiert. Ein Knackpunkt, der sich bei vergleichbaren Trainings häufig findet, ist die schwierige Mischung aus Theorie und Praxis: Im Coreum funktioniert das hingegen hervorragend – und das hat einen simplen Grund: Die Trainer der Akademie nutzen anwendernahe Beispiele, gehen individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer ein und sind authentisch. Statt mit erhobenem Zeigefinger zu belehren, wird sich auf Augenhöhe begegnet. Alles in allem bedankt sich das SBM-Team für ein informatives, unterhaltsames und zuweilen nervenaufreibendes Erlebnis. Wir sagen: »Danke!«

Zusätzliche Akademie Seminare

Nutzen lässt sich die Coreum Akademie auch, um die jährliche DGUV-Sicherheitsunterweisung sowie Befähigungsnachweise zum Führen von Baumaschinen aufzufrischen. Da das Coreum zudem Trainings für Techniker, Seminare für Führungskräfte sowie umfangreiche Teambuildingmaßnahmen und individuelle Schulungen anbietet, deckt die Akademie auch hier eine große Angebotsbandbreite ab.

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