bauSICHERHEIT: Herr Hofmann, in der Industrie- und Baubranche ist Aliens Bergsport & Arbeitssicherheit für professionelle Ausrüstung zum sicheren Arbeiten in der Höhe bekannt. Erklären Sie unseren Lesern doch kurz, wofür Ihr Unternehmen insgesamt steht und welche Bereiche Ihre Produkte abdecken
Andreas Hofmann: Das Unternehmen existiert mittlerweile seit 26 Jahren. Unseren Ursprung haben wir ganz klassisch im Klettersport, aber seit rund 20 Jahren sind wir bereits im gewerblichen Bereich tätig. Anfangs waren wir ein klassischer Vertrieb und haben immer häufiger Lücken bei den Zulieferern entdeckt. Und genau die wollten wir schließen. Heute ist Aliens Bergsport & Arbeitssicherheit ein Großhändler mit eigenen Produktionsstätten, innovativen Ideen und gern auch mal unkonventionellen Ansätzen. Gerade beim Thema Lagerung erweisen wir uns bewusst als antizyklisch: Große Lagerbestände sehen wir als das beste Investment an, da wir dazu in der Lage sind, direkt auf Anfragen zu reagieren. Braucht jemand zum Beispiel 1 000 Karabiner, dann können wir das problemlos stemmen. Oder anders gesagt: Wir sind das beständige Moos in der Felswand. Schaffen kann man sowas aber nicht im Alleingang. Aliens setzt auf die Nähe zum Anwender und einen persönlichen Draht zum Kunden. Wenn das Telefon bei uns klingelt, sprechen Sie mit Menschen und keiner automatisierten Bandansage. Auf diese Weise schaffen wir Vertrauen und erhalten gleichzeitig ein direktes Feedback von denen, die tagtäglich mit unseren Produkten arbeiten. Sie müssen bedenken, Höhenarbeiter, Bergsteiger oder Industriekletterer sind absolute Experten auf ihrem Gebiet und brauchen daher Ansprechpartner, die das Risiko ihrer Tätigkeit genau kennen und mit ihnen auf Augenhöhe sprechen.
bauSICHERHEIT: Eine für die Industrie und den Bau interessante Entwicklung ist der sogenannte »Beta Stick Industrial Access«: Dabei handelt es sich um eine Teleskopstange zur Anbringung und Demontage von Karabinerhaken. Was genau hat es damit auf sich und wo sehen Sie die Vorzüge dieses Produktes?
Andreas Hofmann: Historisch betrachtet, stammt der Kerngedanke aus dem Bergsport: Das britische Unternehmen Beta Design hatte die Idee, ein Hilfsmittel zur Anbringung von Sportkarabinern zu entwickeln. Knifflig ist es vor allem beim Setzen des ersten Hakens, da der sich in der Regel weit oben befindet und sich nur schwer einbringen lässt. Mithilfe der Teleskopstange, also dem »Beta Stick«, gelingt das schneller und vor allem sicherer. Und genau da sind wir hellhörig geworden. Gerade in der Industrie greift dasselbe Prinzip: Um das Arbeiten in der Höhe sicherer zu machen, haben wir vor drei Jahren den »Beta Stick« übernommen und weiterentwickelt, um ihn mit Industrie-Karabinern nutzbar zu machen. Aktuell sehen wir, dass das Interesse für diese Industrie-Ausführung weiter steigt. Mit dem »Beta Stick Industrial Access« haben wir heute bereits ein Produkt der 2. Generation am Markt, mit dem der Anwender seine Haken nach oben hin installieren kann. Gleiches gilt aber auch für das Setzen nach unten: Beispielsweise in einer Rettungssituation, um einen Flaschenzug nach unten hin zu installieren, damit Verunfallte erreicht und sicher geborgen werden können. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das System vielseitig einsetzbar, einfach zu handhaben und sehr effektiv ist. Von der Baustelle über Industrieanlagen bis hin zur Windenergie und Messehallen sind die »Beta Sticks« im Einsatz.
bauSICHERHEIT: Nun gibt es mehrere Versionen des »Beta Sticks Industrial Access« mit unterschiedlichen Längen – können Sie uns das kurz erläutern?
Andreas Hofmann: Ein wichtiges Kriterium ist das Packmaß: Um einen einfachen Transport zu ermöglichen, sollte das Packmaß einen Meter nicht überschreiten. Die Teleskopelemente müssen so konzipiert sein, dass der Anwender sie bei der täglichen Arbeitsroutine gut handhaben und verstauen kann. Was die unterschiedlichen Längen der ausgefahrenen »Beta Sticks« betrifft: Die Maße sind den jeweiligen Einsatzbedingungen und Arbeitsanforderungen angepasst. Zur Verfügung stehen drei Versionen: Bei der »Compact«-Variante beträgt die Gesamtlänge 1,93 m bei einem Packmaß von nur 0,44 m. Sie ist flexibel am Seil einsetzbar, weist mit 370 g ein geringes Gewicht auf und kann stufenlos eingestellt werden. Das goldene Mittelmaß stellt unsere »Standard«-Version dar: Sie verfügt über eine Maximallänge von 3,10 m, ein Packmaß von 0,63 m, wiegt rund 520 g und hat sich als gefragteste Ausführung erwiesen. Grund dafür ist sicherlich die vielseitige Einsetzbarkeit und eine einfache Handhabung. Mit der »Long«-Version steht dem Anwender außerdem eine Variante zur Verfügung, die eine maximale Länge von 5,42 m bei einem Packmaß von 1,00 m bietet und ca. 820 g Gewicht aufweist.
bauSICHERHEIT: Wie sieht es beim »Beta Stick Industrial Access« mit der Kompatibilität aus? Lassen sich alle Industrie-Karabiner verwenden?
Andreas Hofmann: Grundsätzlich empfehlen wir die Verwendung von Industrie-Karabinern, die den Abmessungen entsprechen. Ein gutes Beispiel dafür ist der »Singing Rock Hector Trilock«-Karabiner, der sich bei den Anwendern bewährt hat. Generell testen wir sehr viel, weshalb wir die Anforderungen an das Material genau kennen. Der »Beta Stick Industrial« besitzt aber generell ein hohes Maß an Kompatibilität. Wichtig ist, dass sich neben den Abmessungen und dem Aufbau des Karabiners auch die Oberflächenbeschaffenheit der Hülse eignet. Wer sich nicht sicher ist, bekommt von uns nützliche Tipps und wird bei der Auswahl fachkundig beraten.
bauSICHERHEIT: Herr Hofmann, zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die aktuelle Situation: Nun haben wir mit 2020 ein außergewöhnliches Jahr hinter uns, das ganz im Zeichen der Covid-19-Pandemie stand. Wie schätzen Sie die im Moment ein und welche Auswirkungen hatte und hat das Virus auf Ihr Unternehmen?
Andreas Hofmann: Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 war für uns, wie für so viele andere auch, ein Schockmoment. Für uns hat das Geschäftsjahr eigentlich ganz gut begonnen – mit Fortschreiten der Pandemie sind aber auch wir nicht an der Kurzarbeit vorbeigekommen. Ab Juni haben wir dann wieder ähnliche Umsätze wie im Vorjahr verzeichnet. Aufgrund der notwendigen Maßnahmen der Bundesregierung kam allerdings das Sportsegment für uns komplett zum Erliegen. Dazu der Winter: In der kalten Jahreszeit stehen die Baustellen still, weshalb auch der gewerbliche Bereich für uns einen Stillstand bedeutet hat. Die Corona-Krise hat uns daraufhin voll erwischt. Aber ich sage Ihnen eines: In 26 Jahren haben wir viel gesehen – es wird weitergehen. Zuversichtlich stimmt mich, dass wir systemrelevante Bereiche ausrüsten. Vom Energiesektor über Rettung, Militär und Polizei sind viele unserer Produkte für den Anwender unverzichtbar. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarten wir natürlich keine Rekordumsätze. Da bleiben wir realistisch.
Aber wir können davon ausgehen, dass es für ein solides Grundbusiness reicht. Wir müssen uns in Geduld üben, Mut haben und optimistisch bleiben. Fakt ist außerdem: Wenn ich dieses Maß an Hoffnung nicht aufbringen könnte, wäre ich kein guter Unternehmer. dc