Liebherr: Intelligente Assistenzsysteme für Radlader

Bei großen Baumaschinen erreicht das Thema Sicherheit andere Dimensionen: Sie sind auf vielen Großbaustellen unverzichtbar, wiegen viele Tonnen und verlangen nach jeder Menge Aufmerksamkeit. Denn ein Fehler kann schwerwiegende Folgen haben. Um die Sicherheit für Fahrer, aber eben auch alle anderen Beteiligten zu ermöglichen, setzt Liebherr bei seinen Radladern beispielsweise auf intelligente Assistenzsysteme mit Kameras, innovative Sensorik und mitdenkende Scheinwerfer.

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Digitale Helfer als moderne Unterstützung für den Fahrer setzt Liebherr schon seit Jahren ein – die Technologie hat sich jedoch stetig weiterentwickelt und mittlerweile ein Level erreicht, das der Baustelle 4.0 wirklich gerecht wird. Ein gutes Beispiel dafür, wie Assistenzsysteme bei Baumaschinen für weitaus mehr Sicherheit sorgen können, ist der Betriebshof eines Münchener Recycling-Unternehmens, das sich gezielt für die digitale Unterstützung entschieden hat.

»SkyView« für den 360-Grad-Blick

»Die Sicherheit meiner Mitarbeiter ist mir eine Herzensangelegenheit«, sagt Thomas Breitsamer. Der 48-Jährige leitet gemeinsam mit seinem Bruder Johann eines der größten Recycling-Unternehmen im Großraum München. Um die Sicherheit für alle zu gewährleisten, die sich tagtäglich auf dem stark frequentierten Gelände im Norden der bayerischen Landeshauptstadt bewegen, setzt der visionäre Unternehmer auf Technik von Liebherr. Er hat seinen »L 566 XPower«-Radlader mit dem Assistenzsystem »SkyView« ausgerüstet, das dem Fahrer jederzeit einen 360-Grad-Blick rund um die Maschine erlaubt. Vier Kameras sind am Radlader aus dem Liebherr-Werk in Bischofshofen angebracht, die via Display in der Kabine für den nötigen Rundumblick sorgen. Den braucht der Fahrer auch, bewegen sich doch täglich bis zu 800 Fahrzeuge auf dem über sechs Hektar großen Betriebsgelände.  

Produktentwicklung mit dem Kunden

Schon bei der Werkseinfahrt erkennt man, dass bei der Firma Breitsamer eine enorme Menge an Material umgeschlagen wird. Unzählige Lkws liefern voll beladene Container mit Abfällen verschiedenster Art an, die bereits entleerten Fahrzeuge schlängeln sich wieder zur Einfahrt hinaus.

Auf diesem stark befahrenen Betriebsgelände ist Sicherheit für alle Beteiligten das Allerwichtigste, weiß der Chef, der als technischer Geschäftsführer vor allem den Maschinenpark genau im Blick hat. »Unsere Philosophie in puncto Sicherheit ist es, immer ein wenig mehr zu machen, als es der Gesetzgeber vorschreibt.« Deshalb ist auch beim »SkyView«-System von Liebherr noch nicht Schluss. Der gelernte Lkw-Mechatroniker steht in engem Austausch mit den Produktexperten von Liebherr in Bischofshofen. »Das direkte Feedback vom Kunden ist für die Produktentwicklung enorm wichtig«, so Mark Walcher, Produktmanager für Großradlader bei Liebherr.


Er steht im regelmäßigen Austausch mit Thomas Breitsamer und verschafft sich auch persönlich immer wieder einen Eindruck vom Einsatz der Liebherr-Maschinen vor Ort. »Wir entwickeln unsere Maschinen nicht nur für, sondern auch mit dem Kunden. So können wir ihm die bestmögliche Lösung anbieten«, stellt Walcher heraus.

Zahlreiche Neuerungen sind dazugekommen

Nach der Bauma wurde das Paket an Assistenzsystemen außerdem wesentlich erweitert. Das »SkyView-System« hat ein Update bekommen, ebenso die adaptive Arbeitsbeleuchtung. Diese spezielle Beleuchtungsvariante passt die Helligkeit der Scheinwerfer einsatzbezogen an. Als intelligentes System werden die verschiedenen Beleuchtungskomponenten vollautomatisch und nur, wenn sie auch benötigt werden, eingeschaltet. Dieses System wurde weiterentwickelt und noch benutzerfreundlicher gestaltet. Eine weitere Neuerung ist die sogenannte Fernbedienung mit Coming home/Leaving home-Funktion. Mittels einer Fernbedienung kann der Fahrer bereits vor dem Einsteigen die Maschine in den Arbeitsmodus versetzen.

Die Arbeitsscheinwerfer werden aktiviert, um den Gefahrenbereich nahe der Maschine auszuleuchten. »Das spart Zeit und minimiert das Unfallrisiko, gerade bei Nachteinsätzen«, erklärt Mark Walcher. Denn gerade beim Ein- und Aussteigen aus den großen Maschinen ist die Unfallgefahr am größten. Außerdem hat Liebherr im Laufe des Jahres vier weitere komplett neu entwickelte Assistenzsysteme vorgestellt, die den Maschinenführer bei seiner täglichen Arbeit unterstützen sollen. Hierzu zählen eine eigens entwickelte aktive Personenerkennung heckseitig, eine neue Joystick-Lenkung, eine verbesserte Wiegeeinrichtung sowie ein integriertes Reifendrucküberwachungssystem. »Mit diesem Paket bieten wir unseren Kunden noch mehr Sicherheit bei größtmöglicher Effizienz«, so der Produktmanager. Die neue Lenklösung mittels Joystick gibt dem Fahrer genaue Rückschlüsse über die Position des Radladers, da die Joystick-Stellung exakt den Knickwinkel abbildet. Die Sensorik der neu entwickelten Rückraumüberwachung kann zwischen Personen
und Objekten unterscheiden und warnt so den Maschinenführer rechtzeitig, wenn sich eine Person im hinteren Gefahrenbereich befindet.

Kompetenzzentrum für Assistenzsysteme  

Entwickelt werden diese Lösungen allesamt im Liebherr-Werk im österreichischen Bischofshofen, wo seit 1960 Radlader produziert werden. »Bischofshofen koordiniert die gesamte Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen innerhalb der Sparte Erdbewegung«, erklärt Mark Walcher, der seit 2009 für Liebherr arbeitet. Waren es früher noch Piepssysteme, wie etwa beim Auto, die den Fahrer vor Hindernissen gewarnt haben, so macht der Fachkräftemangel heutzutage komplexere Assistenzsysteme unerlässlich. Es ist aber vor allem auch der Markt, die Kunden also, die ihre Wertschöpfungskette kontinuierlich optimieren und damit neue Anforderungen an die Maschinenentwicklung und Konstruktion stellen. 

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