DEHN + SÖHNE: Effektiver Schutz bei der Arbeit mit Hochdruckwasserstrahlern

Ob bei Reinigungsarbeiten oder der ­Bauwerkssanierung: Hochdruckwasserstrahlen kommen häufig zum Einsatz, wenn es gilt, Verschmutzungen zu entfernen, Strukturen aufzurauen oder Oberflächen abzutragen. Die Technik ist ausgereift, die eingesetzten Drücke allerdings gefährlich. Die Zahl der Unfälle mit Hochdruckwasserstrahlen ist jedes Jahr mindestens dreistellig. Auch zu Todesfällen ist es schon gekommen.

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Im April des vergangenen Jahres hat die EU-PSA-Richtlinie den Status der EU-Verordnung (PSA-Verordnung (EU) 2016/425) erlangt. Sie ist damit unmittelbar geltendes Recht mit klaren Folgen für die betriebliche Praxis.

Durch die besondere Gefährdung für Leib und Leben beim Arbeiten mit Hochdruckwasserstrahlen ist nun die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) in die höchste Kategorie lll eingestuft worden. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung muss der Unternehmer seinen Mitarbeitern somit die geprüfte und nach der EU-PSA-Verordnung zertifizierte PSA zur Verfügung stellen.

Im Alltag muss diese PSA nicht nur wirksam vor Verletzungen schützen, sondern auch so hohen Tragekomfort aufweisen, dass sie von den Mitarbeitern verlässlich und gern getragen wird.

Zu viele Unfälle

Seit vielen Jahren registriert die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGUV gleichbleibend hohe Unfallzahlen. 300 gemeldete Unfälle sind es jedes Jahr, die drei Tage Arbeitsunfähigkeit oder mehr mit sich bringen. Die Experten gehen nach Angaben von Dehn+Söhne gleichzeitig von einer hohen Dunkelziffer aus, denn auch zunächst klein erscheinende Verletzungen mit Hochdruckwasserstrahlen können durch den Eintrag von Schadstoffen zeitverzögert zu längerem Ausfall des Mitarbeiters führen – der eigentliche Grund des Arbeitsunfalls mit Hochdruckwasserstrahlen wird dann gegebenenfalls schon nicht mehr erfasst. Ein Fünftel der Arbeitsunfälle ereignen sich in der Baubranche, fast zwei Drittel in Industrie und Gewerbe.

»Ein Knochen ist für den Hochdruckwasserstrahl kein Hindernis«, bringt Johannes Bauer, Bauleiter bei Hörnig Bauwerkssanierung (HBS), die Gefahr durch Hochdruckwasserstrahlen auf den Punkt. Schon ab einem Druck von 40 bar könne ein Wasserstrahl menschliche Haut durchdringen. Der Hochdruckreiniger des Hobby-Heimwerkers bringe bereits einen Arbeitsdruck von über 100 bar zustande. Beim professionellen Abtragen von Oberflächen oder Beschichtungen wird mit Drücken bis zu 2 500 bar gearbeitet. Bei HBS sind es oft genau solche Projekte, bei denen Hochdruckwasserstrahlen zum Einsatz kommen.

Bei Brandschutzertüchtigungen werden Beschichtungen abgetragen, um später neue Beschichtungen aufzubringen. Bei der Sanierung eines Leichtflüssigkeitsabscheiders wurde beispielsweise die Beschichtung und zusätzlich ein Zentimeter Beton mit Hochdruckwasserstrahlen entfernt, um später eine neue Schicht aufzubringen.


Klare rechtliche Vorgaben

Rainer Ziehmer, verantwortlicher im Geschäftsfeld Arbeitsschutz beim PSA-Hersteller Dehn+Söhne, hat sich im Zuge der Entwicklung eines Schutzanzugs für Hochdruckwasserstrahlen intensiv mit den Vorschriften beschäftigt: »Die DGUV 100-500 sagt, dass bereits beim Einsatz von Reinigungsgeräten ab 250 bar ein Nässeschutz nicht mehr ausreicht. Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass eine geeignete PSA vorhanden ist und, fast wichtiger, auch getragen wird. Eine jährliche praktische Unterweisung ist Pflicht.«

Und dafür, dass nicht irgendeine Schutzausrüstung zum Einsatz kommt, sondern eine geeignete, sorgt neben den einschlägigen Normen die Zertifizierung nach dem DGUV-Prüfgrundsatz GS-IFA-P15. »Erst damit ist der Unternehmer auf der sicheren Seite«, sagt Ziehmer.

Für den Anwender Johannes Bauer ist die Zertifizierung entscheidendes Kriterium: »Wir haben die Entwicklung des Schutzanzugs begleitet und in der Praxis Prototypen getestet. Die Kommentare unserer Mitarbeiter sind dann in die Entwicklung eingeflossen.«

Bequemer Schutz

Im betrieblichen Alltag spielen weitere Faktoren eine große Rolle: Der Anzug muss bequem zu tragen sein. Bei Hörnig sind vier Mitarbeiter in die Arbeit mit Hochdruckwasserstrahlen eingewiesen und in ganz Deutschland bei Sanierungsarbeiten im Einsatz. Dabei werde der Anzug häufig über mehrere Stunden am Stück getragen. »Da spielen Tragekomfort und Bequemlichkeit für die Mitarbeiter eine Rolle«, weiß Bauer zu berichten. Der Anzug dürfe nicht zu steif sein und die Bewegungsfähigkeit zu sehr einschränken. Atmungsaktives Material sei wichtig, damit die Feuchtigkeit beim Schwitzen abtransportiert werden könne. In puncto Schutz vor Verletzungen will er keine Abstriche machen: »Das ist meines Wissens der einzige Schutzanzug, der nach der neuen PSA-Verordnung und auf Basis eines Prüfgrundsatzes zertifiziert ist. Also war es klar, dass wir den auch einsetzen.«

Großen Wert legte er bei der Entwicklung auf die besonders gefährdeten Stellen: »Gerade die Gamaschen an den Armen und Beinen sind wichtig für den Schutz«, sagt Bauer.

Schutz rechnet sich

»Mitarbeiter vor Verletzungen zu schützen, ist nicht nur selbstverständlich und gesetzlich klar vorgeschrieben«, sagt Ziehmer und ergänzt: »Es rechnet sich auch. Fachkräfte sind schwer zu bekommen, jeder Tag Ausfall kostet Geld. Nicht jeder kann mit Hochdruckwasserstrahlen arbeiten. Allein die Einweisung durch den Hersteller des Reinigers umfasst zwei Tage«, bestätigt Bauer. Ein Grund mehr, Mitarbeiter wirksam und zuverlässig vor Verletzungen durch Hochdruckwasserstrahlen zu schützen.    w

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