Experten schätzen, dass der deutschen Bauindustrie durch Diebstähle ein Schaden von über 80 Millionen Euro entsteht – Tendenz steigend. Im BauWatch Crime Report beschreiben die Betroffenen die Folgen: Sie gaben beispielsweise an, dass 43 Prozent aller Projekte aufgrund von Baustellenkriminalität, einschließlich Diebstahl und Vandalismus, in Verzug gerieten. Fast ein Viertel der Befragten gab dabei einen Verzug im Baufortschritt von bis zu vier Wochen an. In einem von acht Fällen können Bauprojekte überhaupt nicht fortgesetzt werden. Dies führt nicht nur zu Kostensteigerungen, sondern auch zu Imageschäden für die betroffenen Unternehmen.
Geht es um die Art des Diebesguts, kommt die Erhebung zu dem Ergebnis, dass teure Maschinen nur etwa acht Prozent der am häufigsten gestohlenen Güter auf Baustellen ausmachen, Fahrzeuge (Autos und Lieferwagen) rund sieben Prozent. Deutlich häufiger werden kleine Werkzeuge entwendet. In mehr als der Hälfte der Fälle (53 Prozent) betrugen die Kosten für gestohlene Gegenstände zwischen 585 und 4 650 Euro: Vermeintlich kleine Diebstähle können sich jedoch schnell summieren, wenn sie wiederholt nicht erkannt werden.
Herausforderung mangelnde Sicherheit
Verlässliche Sicherheitsmaßnahmen könnten Diebstähle auf Baustellen deutlich minimieren. Die BauWatch-Studie deckt jedoch einen Mangel hinsichtlich der Berücksichtigung von Präventivmaßnahmen auf. Mehr als ein Drittel der befragten Bauexperten gab an, dass Sicherheit auf ihren Baustellen »niedrige Priorität« habe, obwohl fast die Hälfte (48 Prozent) fordert, dass Unternehmen über Sicherheitsmaßnahmen bereits vor Baubeginn nachdenken sollten. »Es ist wichtig, zu erkennen, dass Sicherheit auf der Baustelle eine gemeinsame Verantwortung ist. Jeder von uns, vom Geschäftsführer über Baustellenverantwortliche bis zum kleinen Subunternehmer vor Ort, spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Diebstahl und Vandalismus«, kommentiert Klaus Maskort, Geschäftsführer von BauWatch.
Mehrstufiges Konzept für effektiven Schutz
Um Kriminellen das Handwerk zu legen und Unternehmen zu unterstützen, schlägt BauWatch verschiedene Handlungsempfehlungen vor: So haben sich sichtbare Maßnahmen wie Kameratürme und temporäre Zäune als effektive Abschreckung etabliert, denn besonders Gelegenheitsdiebe lassen sich so von spontanen Chancen abbringen. Eine gute Ausleuchtung kann Diebe ebenfalls abschrecken. Darüber hinaus empfiehlt sich eine regelmäßige Schulung der Mitarbeiter, um ihnen das benötigte Know-how zu geben, das sie zur Absicherung der Baustelle benötigen. Schulungsunterlagen sollten digital und ausgedruckt zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollten Teams über Best-Practice-Maßnahmen informiert werden, darunter das Entfernen von Schlüsseln von Maschinen, oder das Verschließen von Toren. Unternehmen sollten außerdem in leistungsstarke Systeme für die Baustellensicherheit investieren: Sie helfen, sowohl Material als auch Mitarbeiter zu schützen.
Grundsätzlich gilt: Die Bedrohungslage sollte für jedes Projekt individuell bewertet und angepasst werden. Hier ist Flexibilität gefragt. Unternehmen sollten z. B. ebenfalls anstehende Feiertage im Blick haben. »Die persönliche Sicherheit und der Schutz des Eigentums auf Baustellen sind von entscheidender Bedeutung für die Effizienz und Produktivität«, erklärt Maskort abschließend.