Kommt es auf der Baustelle zu einem Arbeitsunfall, hat sich während der durchgeführten Tätigkeit ein Fehler ereignet. Um den Auslöser zu finden, gilt die Fehler- bzw. Unfallanalyse als wichtiges Tool. Denn nur wenn die Problemquelle bekannt ist, können erneute Unfälle durch geeignete Maßnahmen verhindert werden. Jedoch sollten Unternehmen bereits bei einem Beinaheunfall eine Unfallanalyse durchführen. Der Grund hierfür: Einen Arbeitsunfall und einen Beinaheunfall unterscheidet lediglich der Zufall. Letzterer hätte also genauso gut zu einem Schaden führen können. Er ist in jedem Fall ein Indiz für eine Fehlerquelle im Arbeitsalltag und sollte daher ebenso ernstgenommen werden wie ein tatsächlicher Unfall.
Den Auslöser für den Beinaheunfall finden
Bei der Unfalluntersuchung auf Baustellen lasse sich, so Domeba, ein wiederkehrendes Muster erkennen: Hauptursache sind oftmals pauschal »Mitarbeiterfehler«. Denn es sei verhältnismäßig einfach, den Grund zuerst beim Verunfallten selbst oder anderen Beschäftigten zu suchen. Eine weitere Herausforderung sei zudem, dass bei der Untersuchung der Ursachen meistens nur die vordergründigen Auslöser im Fokus stehen. Eine ganzheitliche Unfallanalyse muss aber auch die tiefer liegenden Ursachen aufdecken, um die Probleme direkt an der Wurzel anzugehenden. Hinzu kommt: Ein kritisches Ereignis ist oftmals auf mehrere Ursachen zurückzuführen, die zusammenhängen.
Effektive Unfallanalyse in mehreren Schritten
Grundsätzlich ist es sinnvoll, eine Unfallanalyse in einzelnen Schritten durchzuführen. Zunächst gilt es, alle relevanten Informationen zum Unfallhergang vor Ort zu sammeln. Bei der Inaugenscheinnahme sollten Informationen zur Unfallstelle festgehalten und gegebenenfalls durch Fotos dokumentiert werden. Sinnvoll ist es auch, Dokumente wie Stör- und Systemmeldungen sowie Verfahrens- und Arbeitsanweisungen auszuwerten. Ein wichtiger Bestandteil sind ebenso Gespräche mit Beteiligten.
In einem weiteren Schritt muss aus den erhaltenen Informationen eine Beschreibung des Unfallhergangs erstellt werden. Grundlegend muss ermittelt werden, wer als »Akteur« am Unfall beteiligt war. Neben Personen kommen hier auch Systeme, Maschinen und Komponenten infrage. In einer Liste sollten dann die Handlungen jedes Akteurs erfasst werden, die im Anschluss eine detaillierte Ablauftabelle ergeben. Hierbei sollte nur das notiert werden, was durch Fakten wirklich beweisbar ist.
Im Anschluss müssen sich Sicherheitsverantwortliche auf die Suche nach dem »Warum« begeben. Hierbei sollten sich im Optimalfall für jeden Ereignisbaustein zugehörige Ursachen finden lassen, die an der Entstehung des Problems beteiligt waren. Empfehlenswert ist es, so Domeba,, die ermittelten Auslöser so lange zu hinterfragen, bis keine weiteren Fragen mehr offen sind. Sind die Ursachen des Arbeitsunfalles klar, gilt es, passende Schutzmaßnahmen abzuleiten. Dafür bietet es sich an, sich am »TOP«-Prinzip zu orientieren, das technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen umfasst. Zu möglichen Maßnahmen nach einem Arbeitsunfall gehören zum Beispiel Mitarbeiterunterweisungen, die Änderung von Arbeitsprozessen sowie die Durchführung von Audits.
Unterstützung durch Software-Lösungen
Um eine systematische Unfallanalyse durchzuführen, können Unternehmen auch auf Software-Lösungen zurückgreifen, beispielsweise auf die Compliance-Management-Software »iManSys«. Zunächst melden die Beschäftigten gefährliche Situationen, Beinaheunfälle sowie Arbeitsunfälle im System. Anschließend ergänzen die Verantwortlichen alle verfügbaren Informationen und den Unfallhergang. Im Rahmen der Ursachensuche lassen sich in der Software verschiedene Ursachenrubriken analysieren. Ist der entscheidende Unfallauslöser gefunden, steht die Festlegung von Maßnahmen an. Im digitalen System können diese direkt aus der Unfallanalyse abgeleitet und den jeweiligen Mitarbeitenden zugeordnet werden. Verantwortliche erhalten dann eine Maßnahmenübersicht für alle Beschäftigten. Die entsprechenden Maßnahmen lassen sich auch direkt in »iManSys« umsetzen.