Berufsrisiko Hautkrebs_ Wie Bau-Profis sich schützen sollten

­Hautkrebs ist mit jährlich rund 240 000 Neu­erkrankungen die am häufigsten auftretende Krebsart. In mehr als 80 % der Fälle ist UV-Strahlung die Ursache. Besonders betroffen sind Menschen, die viel im Freien arbeiten. Um dem erhöhten Risiko Rechnung zu tragen, wurden bestimmte Formen des weißen Hautkrebs 2015 in Deutschland in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen.

Lesedauer: min

Einer hohen UV-Belastung sind vor allem Bauarbeiter ausgesetzt_ In der vom Institut für Arbeitsschutz der deutschen gesetzlichen Unfallversicherungen (IFA) erhobenen »Top Ten« der Berufe mit der höchsten UV-Strahlenbelastung befinden sich allein acht aus dem Baugewerbe. Sonnenschutz wäre für die Angehörigen dieser Branchen eigentlich oberstes Gebot, doch sind in den Sommermonaten wieder viele Bauarbeiter mit freiem Oberkörper zu sehen. Die Unfallversicherung rechnet bis 2020 jährlich mit einem finanziellen Mehraufwand von rund 20,5 Mio. Euro.
Für viele Bauarbeiter gehört der freie Oberkörper zur Berufskleidung wie der gelbe Schutzhelm. Wer in der Hitze arbeitet, der schwitzt, und der Verzicht auf ein Hemd verschafft wenigstens etwas Linderung. Dass man zudem schön braun wird, wenn man sich acht Stunden lang im Freien aufhält, wird als schöner Bonus angesehen. Eincremen kommt für viele Arbeiter nicht in Frage.
Tatsächlich gehen Bauarbeiter damit ein hohes Risiko ein, an Hautkrebs zu erkranken. Der zeigt sich nicht unmittelbar, oft dauert es mehrere Jahre, bevor die Veränderungen im Hautbild sichtbar werden. Die Ergebnisse erster UV-Messungen mit sogenannten Dosimetern sind erschreckend_ Kanalbauarbeiter sind im Jahr durchschnittlich einer Belastung ausgesetzt, die dem 581-fachen jener Dosis entspricht, die einen Sonnenbrand verursacht.

Schatten schützt am besten vor Sonnenbrand

Geeigneter Sonnenschutz erstreckt sich über mehrere Stufen und bindet sowohl technische wie organisatorische Maßnahmen ein, bevor er den einzelnen Bauarbeiter persönlich in die Verantwortung nimmt. Sonnensegel oder sonstige Schutzdächer bieten Schutz, haben aber den Nachteil, dass sie lokal meist nur beschränkt eingesetzt werden können: Es ist unmöglich, eine komplette Baustelle abzudecken und sicherzustellen, dass wirklich alle jederzeit im Schatten arbeiten.
Eine andere Möglichkeit ist die entsprechende Organisation des Arbeitstages_ So sollte während der besonders strahlungsintensiven Mittagszeit am besten pausiert oder der Betrieb in weniger stark sonnenbeschienene Bereiche verlegt werden. Später am Tag anzufangen und dafür abends länger zu machen, ist eine weitere Option.

Schutzkleidung vor Sonnencreme

Als nächstes greift der persönliche Sonnenschutz, und zwar zuerst durch das Tragen geeigneter Kleidung. Exponierte Körperteile – Gesicht, Arme, Schultern, Rücken, aber auch die Augen – sollten stets bedeckt sein. »Schatten und Kleidung bieten immer noch den effektivsten Schutz gegen UV-Strahlung«, weiß Dr. Wolfgang Röcher, bei Deb Stoko für die wissenschaftliche Kommunikation verantwortlich. Erst danach kommen Sonnencremes zum Einsatz, die ebenfalls guten Schutz bieten. Damit sie den gewünschten Effekt erzielen, müssen der Lichtschutzfaktor (LSF) beachtet und das regelmäßige Erneuern der Schutzschicht mit der ausreichenden Menge an Sonnenschutz sichergestellt werden. Wolfgang Röcher: »Der LSF gibt an, wie viel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies mit der jeweils individuellen Eigenschutzzeit möglich wäre. Die Eigenschutzzeit ist vom Hauttyp abhängig. Die Eigenschutzzeit eines sehr hellhäutigen Menschen beträgt bei Sonnenhöchststand nur etwa fünf bis zehn Minuten.«

 



»Die Eigenschutzzeit eines sehr hellhäutigen Menschen beträgt bei Sonnenhöchststand nur etwa fünf bis zehn Minuten.«
Dr. Wolfgang Röcher, Scientific Communications Manager von Deb Stoko


 

Sonnencreme richtig auftragen
Das bedeutet auch, dass der Schutz, den Sonnencremes bieten, nicht ewig hält. Der Lichtschutzfaktor hängt zudem mit der Dicke der aufgetragenen Cremeschicht zusammen. Experten raten, sich immer zweimal einzucremen, um die erforderliche Menge aufzutragen und wirklich alle Körperstellen zu schützen.
Das größte Hindernis für die Hautkrebsvorsorge am Bau ist aber nach wie vor die Einstellung der Bauarbeiter_ Es gilt, sie mit regelmäßiger Aufklärung, aber auch der Bereitstellung der geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.

[2]
Socials