»Wir müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Motor der Prävention machen«, fordert VDSI-Vorsitzender von Kiparski. Eine nachhaltige Präventionskultur könne nur etabliert werden, wenn Mitarbeiter aktiv an diesem Prozess beteiligt werden. Eine Multiplikatorfunktion komme der Gruppe der 620 000 Sicherheitsbeauftragten in deutschen Unternehmen zu. »Sie sind das Bindeglied zwischen Beschäftigten und Unternehmern. Sie kennen Stärken und Schwächen des Unternehmens, die Arbeitssituation vor Ort. Sie sprechen die Sprache der Kolleginnen und Kollegen und verfügen über das nötige Fingerspitzengefühl in der Kommunikation«, so von Kiparski.
Auch solle die große Gruppe der Sicherheitsbeauftragten nicht mehr nur für Arbeitssicherheit zuständig sein, sondern auch für Belange des Gesundheitsschutzes, wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement. »Als Beauftragte für Sicherheit und Gesundheit wären sie dann nicht nur Ansprechpartner der Fachkräfte für Arbeitssicherheit, sondern auch wichtiger Informationsgeber für die Betriebsärzte«, so von Kiparski weiter. Gerade in kleinen Unternehmen, die von Fachkraft oder Betriebsarzt oft nur einmal im Jahr besucht werden, sei es wichtig, dass sie kompetente Ansprechpartner vor Ort haben, die sie über Neuigkeiten oder Probleme aufklären können.
Auch die Gruppe der rund 73 000 Fachkräfte für Arbeitssicherheit will der VDSI mit zusätzlichen Kompetenzen ausstatten, etwa durch Qualifizierungen in Fragen des Umweltschutzes. Nach internationalem Vorbild der EHS-Manager sollen Fachkräfte für Arbeitssicherheit den Unternehmer in Zukunft ganzheitlich beraten – im Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie zu Fragen der Arbeitssicherheit.
»Die Einbindung der Fachkraft muss bereits in den Planungsprozessen erfolgen, denn hier werden die Sicherheits- und Schutzkonzepte festgelegt, sowohl was die Hard- als auch die Software betrifft«, so von Kiparski. Hier sieht der VDSI-Vorsitzende eine der Herausforderungen im aktuellen Arbeits- und Gesundheitsschutz. »Viele Vorgänge spielen sich heute im Virtuellen ab, d. h. es wird zunehmend schwieriger, die Unternehmer zu beraten und entsprechende Prozesse zu gestalten. Während früher vorwiegend Arbeitsplätze oder Maschinen in Augenschein genommen wurden, müssen Berater heute im Idealfall Datenschutz- und Softwarekenntnisse haben. Hier werden wir völlig neue Methoden und Verfahren entwickeln müssen«, betont von Kiparski.
Die Methoden und Verfahren werden auch Gegenstand eines Kongressblocks zur »Prävention 4.0« im Rahmen der Messe »Arbeitsschutz Aktuell« im Oktober in Stuttgart sein. Präsentiert werden hier neue Forschungsergebnisse und Studien, die wertvolle Beiträge zur Entwicklung von Handelshilfen und -empfehlungen liefern sollen.